„Unwiderstehlichkeit ihrer Attacken kannte.“9 Zu Pferde seien sie unwidersteh¬
lich und könnten gar die Babylonische Mauer durchbrechen, stiegen sie aber
vom Pferde ab, würden sie zu kinderleichter Beute.10
An dieser Einschätzung der Kreuzfahrer bzw. deren Taktik änderte sich auch in
den nächsten Jahrzehnten nichts. So heißt es, daß die Angriffswucht der Ritter in
der Schlacht bei Jaffa 1192 so heftig gewesen sei, daß sie tief in die Reihen der
Türken drangen.11 Die Emire Saladins läßt der Dichter Ambroise mit beredten
Worten klagen: „Nichts kann den Franken standhalten, nichts kann ihnen etwas
anhaben oder ihre Reihen in Unordnung stürzen. Ihre Rüstungen sind nicht wie
die unseren, sie sind undurchlässig und geben keinem Geschoß nach, weder dem
Wurfspieß noch dem Schwert. All unsere Anstrengungen führen zu nichts - es
ist, als wären sie aus Stein!“12 Bereits Radolf von Caen, ein Augenzeuge der
Schlacht von Doryläum im Sommer 1097, bemerkte, daß die Türken sich dort
auf ihre Zahl verlassen hätten, die Kreuzfahrer hingegen auf ihre Rüstungen.13
Auch Anna Komnena, die Tochter Kaiser Alexios’, meinte, daß die Franken in
ihren Brustpanzem und Kettenhemden schwer zu verwunden oder sogar gänz¬
lich unverwundbar seien.14
Aus den oben genannten Berichten - und ihre Zahl ließe sich vergrößern - ge¬
hen recht eindrucksvoll die unterschiedliche Bewaffung und Kampfweise, beide
in engem Zusammenhang stehend, der Kreuzfahrer und ihrer muslimischen
Gegner hervor. Das bestimmende und zumindest für den 1. Kreuzzug
9 Anna Komnene: Alexias, übersetzt von Dieter R. Reinsch, Köln 1996, B 9 K 5 § 4, S.
334.
10 Anna Komnene (Anm. 9), B 13 K 8 § 3, S. 453.
11 Ambroise: L’ Estoire de la Guerre Sainte, hg. von Gaston Paris, Paris 1897 (Collection
de Documents Inédits sur 1’ Histoire de France), V 11515ff. Zu Autor und Werk vgl.
ebd., S. I-XC, sowie Ambroise: The Crusade of Richard Lion-Heart, New York 1941,
ND 1976, übersetzt und mit Anmerkungen versehen von Merton J. Hubert und John L.
La Monte (Records of civilization - sources and studies 34), S. 3-27, und Kroll, W.
Rainer: „Ambroise“, in: Lexikon des Mittelalters 1, 1980, Sp. 521, und ebenso das
Itinerarium peregrinorum et gesta regis Ricardi, hg. von William Stubbs, London 1864
(Rerum Britannicarum medii aevi Scriptores 38.1), B 6 K 22, S. 418. Zu Autor und
Werk siehe Nicholson, Helen J.: Chronicle ofthe Third Crusade. A Translation of the
Itinerarium Peregrinorum et Gesta Regis Ricardi, Aldershot 1997 (Crusade Texts in
Translation 3), S. 1-17, sowie Möhring, Hannes: „Itinerarium peregrinorum“, in:
Lexikon des Mittelalters 5, 1991, Sp. 775,
12 Ambroise: L’ Estoire (Anm. 11), V 6805ff., auch im Itinerarium peregrinorum (Anm.
11), B4K22, S. 279.
1 3 Radolf von Caen: Gesta Tancredi in expeditione Hierosolymitana, in: Recueil des
historiens des Croisades. Historiens occidentaux III, Paris 1866, S. 603-716, dort S. 623.
14 Anna Komnene (Anm. 9), B 13 K 8 § 1, S. 453.
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