Gerhild Scholz-Williams hat angedeutet, Elisabeths ,Hug-Schappler‘ ließe eine antibur-
gundische Tendenz erkennen168. Aus ihrer „Politik“ läßt sich nicht das Gegenteil nachwei-
sen, aber auch kein eindeutiger Beleg dafür anführen. Meiner Ansicht nach versuchte sie,
zwischen zerstrittenen Mächten zu lavieren und einer klaren Parteinahme auszuweichen.
Gegenüber ihrem proburgundischen Bruder Anton bemühte sie sich um Neutralität169. Ihr
Verhalten gegenüber René bezeichnete sie selbst als uffrichtig und reddelich170 und König
Karls VII. Wohlwollen glaubte sie durch die Berufung auf Dienste ihres Gatten und sei¬
ner Vorfahren für das französische Königshaus erlangen zu können171. Aus fiskalischen
Gründen lag ihr daran, auch Händlern und Fuhrleuten aus dem burgundischen Einflu߬
gebiet eine sichere Befahrung ihrer Geleitstraßen zusichern zu können. Ihr Sohn Johann
trat mit der Übernahme der Verwaltung der Loen-Heinsberg‘schen Lande in den Kreis
der burgundischen Vasallen. Spätestens damit endete eine „antiburgundische Haltung“
von Nassau-Saarbrücken, wenn sie denn jemals vorhanden gewesen war.
3.3.3.3. Gegenüber den Eskapaden Roberts von Saarbrücken-Commercy
Von geringerer politischer Tragweite, aber noch stärkerer Störung des Landfriedens waren
die Aktionen des Robert von Saarbrücken-Commercy. Da Robert und Elisabeth je eine
Burg in Commercy besaßen, die beiderseitigen Anteile an der Stadt Commercy und den
zugehörigen Dörfern nicht getrennt waren, wirkten sich Roberts Raubzüge, Überfälle und
Scharmützel immer mehr oder weniger auf den nassau-saarbrückischen Anteil aus. Inso¬
fern mußte sich die Übertragung des Schutzes über die Bewohner des nassauischen Dor¬
fes Vignot an Robert im November 1431 auf die Dauer von sechs Jahren als Fehlent¬
scheidung heraussteilen172. Einer deutlicheren Abgrenzung der nassauischen Unterburg in
der Stadt Commercy und auch ihrer besseren Verteidigung dürfte der Abbruch einiger
Häuser und Scheunen gedient haben173.
Am 18. September 1433 beschlossen Herzog René von Bar-Lothringen und Anton von
Vaudémont, in der Zeit gegenseitiger Annäherung auf die unaufhörlichen Räubereien
Roberts mit der Belagerung von Commercy zu reagieren174. Der Kreis derer, die die Zeit
168 Scholz-Williams, Gerhild: „How to make friends: Burgundian politics in two early modern prose texts
(Hug Schapler and Girard de Roussillon)“, in: The Sixteenth Century Journal 20 (1989) S. 277-292.
169 Er sah das freilich anders, vgl. seinen Brief vom 25.07.1433 (Varsberg- Korrespondenz Nr. 67).
170 Brief vom 16.09.1439 an die lothringischen Räte: Wann uns ire kriege, myschel und yiveytracht allemge nit liep
sondergetruweliche lyt gewest sint. Ir wißent auch wole, das wir uns in den vorgeschriben kriegen (zwischen dem Her¬
zog von Bar-Lothringen und dem Grafen von Vaudemont) und andern sacken bißher nach unserm vermögen
gheen unserm vorgenanten gnedigen herm dem kunige und siner gnaden landen har und Lothringen uffrichtig und reddeli-
chen gehalten und faste gütlichen myde gelieden und wa^ uns %u fordern gebürte hat auch nit anders dan demutenclich und
underdenenclichegefordert han (HHStA Wiesbaden Abt. 130 I II D2 Nr. 4 fol. 40).
171 Vgl. S. 97.
172 LA SB Best. N-Sbr.II Nr. 206.
173 Quittung über Entschädigung ehemaliger Besitzer (LA SB Best. N-Sbr.II Nr. 180).
174 Urk. vom 18.09.1433 (AD M-et-M B 629 Nr. 140).
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