danken getragen, große Teile seines Besitzes in der Reichsromania zu veräußern. Im nas-
sau-saarbrückischen Archiv finden sich noch heute die Konzepte zweier Urkunden, deren
Wortlaut einen voraufgegangenen Verkauf seines Anteils an Commercy, der Herrschaft
Morley und seiner Anteile an Avant-Garde, Bouconville und Pierrefort an Herzog Karl
von Lothringen voraussetzt99. Sein Verhältnis zu Robert war bis zu seinem Lebensende
gespannt geblieben. Schon im September 1429 schrieb Elisabeth deshalb an den Grafen
von Salm100.
Um sich selbst zunächst voll den Besitzungen an Saar und Blies zuwenden zu können, be¬
stellte sie für Angelegenheiten in der Reichsromania am 15. März 1430 ihren gouvemeur en
roman pays Michel von Castel, Johann von Wolfstein, Gerin von Kübelberg, ihren Schult¬
heißen in Saarbrücken Hans von Rittenhofen und Jacques von Vignoy, Dekan des Kollegi-
atstiftes St. Nicolas in Commercy und gleichzeitig nassau-saarbrückischer Rentmeister (re-
cepveur) in Commercy, zu ihren Generalbevollmächtigten101.
Schon zu diesem Zeitpunkt war ihr Verhältnis zu Robert von Saarbrücken-Commercy
nicht unbelastet; denn in der Generalvollmacht ist ein Termin für 24. März mit Robert
vorgesehen, um über Erbgut und Fahrhabe (pour cause d'eritage come de meubles) zu ver¬
handeln. Die Streitpunkte konnten nicht ausgeräumt werden, sondern wurden zum Aus¬
gleich an sechs Schiedsleute verwiesen, deren Auswahl für die politischen Sympathien
aufschlußreich ist. Von nassau-saarbrückischer Seite wurden benannt der lothringische
Seneschall Johann von Hassonville, Heinrich Haze und Magister Jehan de Bruilan, Siegel¬
bewahrer des Herzogtums Bar, von Seiten Roberts von Saarbrücken-Commercy Robert
von Baudricourt102, Amtmann zu Vaucouleurs, sowie Amoul de Sampigny und jehan de Wai-
1‘Ecole des Chartes (vgl. Positions des Thèses de 1‘Ecole des Chartes 1885 S. 133). Die im Stadtarchiv
Metz verwahrten Quellen über ihn sind noch nicht ausgewertet (AA 25 Nr. 70-103 u. AA 51 Nr. 1).
99 LA SB Best. N-Sbr.II Nr. 1516 : 1) René endäßt Philipp aus den Lehnspflichten für Morley, Bouconville,
Pierrefort und Avant-Garde, die Philipp an Herzog Karl von Lothringen verkauft hat. Letzterer siegelt
als Vormund Renés. 2) Herzog Karl von Lothringen beschwört einen Burgfrieden zu Commercy mit
Robert von Saarbrücken-Commercy, nachdem Philipp ihm seinen Anteil an Commercy verkauft hat.
Beide Konzepte sind undatiert. Eine ungefähre Datierung ergibt sich aus der Nennung Herzog Karls als
Vormund Renés. Die Vormundschaft begann mit dessen Vermählung mit Isabella von Lothringen
(24.10.1420) und endete am 04.08.1424: Poull (wie Anm. 20), S. 143.
100 Wie Anm. 89.
101 Bestellung als procureurgeneraulx et certaines messages especiaulx en toutes no^ causes quereles et besongnes reeles etper-
soneles meues et a mouvoir contre toutes personnes et par devant tous seigneurs et juges, bailifs, prevostes, maiours, commis¬
saires, arbitres, auditeurs, délégués, subdelegues et autres quelconques de quelconque pouvoir ou autorité qu'ilx usent ou
soientfonde^ tant d'esglise come de siede en tant de mandant come de deffendant (AD M-et-M B 529 Nr. 136).
102 Zu ihm vgl. Contamine, Philippe: „Baudricourt, Robert von“, in: LexALA, Bd.l, 1980, Sp. 1563, Poull,
Georges: „Robert de Baudricourt, chevalier, capitaine de Vaucouleurs et Bailli de Chaumont, sa famille
et sa descendance“, in: Les Cahiers d'Histoire, de biographie et de Généalogie 2 (1966) S. 13-39, insbes. S. 21 u.
24 f., Dumont (wie Anm. 98) S. 222ff., 239, 244, Thomas in diesem Band S.176. Im Jahre 1437 war er
Bellis von Chaumont-en-Bassigny (Dupont-Ferrier, Gaston: Gallia regia ou Etat des officiers royaux des bail¬
liages et des sénéchaussées de 1328 à 1515, Paris 1942-1966, Bd. 2. S. 152). Mitsiegler eines Vertrages zwi¬
schen Elisabeth und Robert von Saarbrücken-Commercy AD M-et-M B 632 Nr. 14.
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