Der Hamburger Codex bietet nun aber interessante Beziehungen nach Trier. In der Trie¬
rer Stadtbibliothek liegt unter der Signatur Hs. 1119/1330 4° eine leider nur mit einer
doppelseitigen Miniatur ausgestattete Handschrift der ‘24 Alten’31 aus der zweiten Hälfte
des 15. Jahrhunderts - mithin jünger als der Hamburger Codex die die entsprechende
Szene des Hamburger Codex exakt kopiert und — ausgerechnet — aus dem bereits erwähn¬
ten Kloster Eberhardsklausen stammt. Die beiden Miniaturen auf den folia 4v und 5r
stimmen bis auf geringfügige Unterschiede so genau mit den entsprechenden Miniaturen
im Hamburger Codex überein, daß man „um die Annahme direkter Abhängigkeit kaum
herumkommt“ (Ott, S. 210). Norbert Ott meint dazu: „Vielleicht war die Hamburger
Handschrift auf ihrer Wanderung rheinabwärts vom Elsaß nach Köln, wo der Text abge¬
schrieben wurde, zeitweise im Moselgebiet, und die Titelminiaturen sind dort kopiert
worden...“ (ebd.). Wie schon gesagt, sind außer in Klausen keine bzw. kaum Buchmaler¬
ateliers nachweisbar, die solche Texte hätten schreiben bzw. ausmalen können. Der Be¬
sitzeintrag — Dyß hoch hört in onser lieber frauen cloister %o Eberhart.i clusen regilleyrs ordens Treyrs
bystomp auf fol. 1 — , zeigt, daß der Codex zur Klausener Bibliothek gehörte. Wie Walter
Hoffmann aufzeigte, ist das verwendete Papier bereits zwischen 1443 und 1445 hergestellt
worden — Klausen wurde erst nach 1456 wieder besiedelt die Schreibsprache ist das süd¬
liche Rheinfränkisch, also keinesfalls Klausen selbst. Die Handschrift mag wohl mit einem
der Gründungskonventualen nach Kausen gekommen sein; sie ist übrigens, wenn der
Überblick nicht täuscht, eine der wenigen nichtliturgischen Handschriften aus Kausen.
Zusammenfassend läßt sich zu den im Ausleihregister der Margarete genannten Büchern
und ihrer künstlerischen Ausstattung also sagen, daß zwei Handschriften zwar in den
Umkreis der Elisabeth von Nassau-Saarbrücken gehören, aber — fast muß man sagen: wie
üblich — werkstattmäßig nicht näher identifiziert werden können. Der dritte Titel verweist
mit einem Umweg zum Kausener Skriptorium.
Kommen wir nun zur bereits angesprochenen Gebetbuchhandschrift der Margarete von
Rodemachern, Weimar Codex Q 5932. Die Handschrift ist etwa zur selben Zeit entstanden
wie der Heidelberger ,Loher und Maller’-Codex, um 1460.
Der Codex, 140 x 185 mm groß, umfaßt zwei Teile: einen 297 Blatt umfassenden Textteil
und einen separaten Bildteil von 68 Tafeln, auf den gleich noch zurückzukommen sein
31 Vgl. Bushey, Betty C.: Die deutschen und niederländischen Handschriften der Stadtbibliothek Trier. (Beschreiben¬
des Verzeichnis der Handschriften der Stadtbibliothek Trier. Neue Serie Bd. 1). Wiesbaden 1996, S.
168f.; Ott (wie Anm. 30), Stoffgruppe 4.0.58; Hoffmann, Walter: „Einige Anmerkungen zur wiederauf¬
gefundenen Otto von Passau-Handschrift aus Trier“, in: Vielfalt des Deutschen. Festschrift für Werner husch,
hg. von Klaus J. Mattheier u.a.. Frankfurt 1993, S. 225-240. (mit der älteren Lit.)
32 Zum Codex vgl. Schenk zu Schweinsberg (wie Anm. 21), S. 136-152; Kratsch, Konrad (Hg.): Das Gebet¬
buch der Margarete von Kodemachem. Fine Bildfolge aus der Pergamentbandschrift Q 59 in der Zentralbibliothek der
deutschen Klassik yu Weimar; Berlin 21978; Pensel, Franzjosef: Die deutschen Handschriften des Mittelalters und
der Neuheit (in Auswahl) (Bibliographien und Kataloge der Herzogin Anna Amalia Bibliothek) [im
Druck]. - Ich danke Herrn Dr. Jürgen Weber, Herzogin Anna Amalia Bibliothek Weimar, für die
freundliche Bereitstellung der noch ungedruckten Beschreibung von Q 59. Eine Publikation des Codex
auf CD-ROM durch Hans-Walter Stork und Christof Trepesch ist in Vorbereitung.
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