Full text: Zwischen Deutschland und Frankreich

Das mittelrheinisch-moselländische Kennwort huenckel für „Huhn“ reichte frühneuhoch¬ 
deutsch auch noch bis Basel: 
(10) hunckel, huenckel (v. 6897, 9529) „Huhn“ (d ebenso) < ahd. huoniclin (Doppelsuffix) 
frk. und alem., noch in Petris Basler Nachdruck von Luthers NT-Übersetzung 
hunklen; frühnhd. und nhd. eingeschränkt auf südliches und westliches Hessen, auf 
Pfalz, Lothringen, und auf rheinfränkisches mit südlichem moselfränkischem Ge¬ 
biet (Saarland, Hunsrück, Rheinengtal, Koblenz, Neuwied, Westerwald). In Flurna¬ 
men des Saar-Mosel-Raums ist Hinkel selbstverständlich ausgezeichnet vertreten. 
Hierher gehört auch huldeschajf duhen statt manschaft dun (wie schon die Prosa schreibt) für 
„den Vasalleneid ablegen“48: 
(11) huldeschajf (duhen) f. (v. 9204) „Vasallenschaft, Huldigung“ (h, d manschaß)\ mhd. 
vorwiegend süddt., auch frühnhd. in der Schweiz bei Johann Stumpf (Bruchsal) und 
Johann Fischart (Straßburg, Worms); bei Elisabeth huldonge vnd maneschafft ... dun 
(Huge Scheppel 22rb 7£). 
Am meisten ergibt wohl wortgeographisch die Überschneidung des ‘Südwortes’ hoffen 
„Topf ‘ und des mitteldeutschen duppen annähernd gleicher Bedeutung, wobei sich das In¬ 
terferenzgebiet vom mittleren Lothringen über Saarbrücken, Nordsaarland in die Nord¬ 
westpfalz zieht49 (vgl. Abb. 40-42): 
(12a) hoffen m. (v. 1647, 1997) „Topf‘ (d ebenso), haffenerm. (v. 1648) „Töpfer“ (d hefener)\ 
vorwiegend süddt., auch eis. Wort mit Nordgrenzen im Rheinfrk. von Lothringen 
über Saarbrücken, Saarlouis, Tholey, St. Wendel, Birkenfeld, Baumholder zur Pfalz 
(Kartei). Das Wort läßt sich - spärlich gestreut - noch in Flurnamen Lothringens 
und einmal im moselfränkischen Nennig (Kreis Merzig) nachweisen. 
(12b) duppen n. (v. 1961, 1989, 2008, 2016, 2034, 2040, 2043) „Topf‘ (d ebenso); mhd. 
und später md. Wort, so im 'Karlmeinet' (14. Jh. Aachen), Erfurter Stadtrecht; in 
der um 1400 anzusetzenden Trierer Agnes-Legende wird cucumae (PI.) „Kochtöpfe“ 
mit duppen und kessel übersetzt (S. 32, Z. 79f.); vgl. rhein. pfälz. lothr. dippe(n)\ zu be¬ 
achten ist das Überschneidungsgebiet zwischen hoffen und duppen im Bereich Saar¬ 
brücken, Saarlouis, Tholey, Ottweiler, St. Wendel, Nordwestpfalz. In Flurnamen ist 
Duppen, Dippen gut belegt im nördlichen und westlichen Saarland, ferner isoliert im 
moselfränkischen Thionville/Diedenhofen. 
48 Vgl. Deutsches Rechtsmrterbuch, Bd. VI (1961/62), S. 49f. Das Wort maneschafft findet sich auch der Vars¬ 
berg-Korrespondenz, vgl. Nr. 7 S. 264, Nr. 10 S. 268, Nr. 13 S. 271 u. Nrl4 S. 272. Vgl. auch Janich, Ni¬ 
na „Höflichkeit in Briefen. Die Varsberg-,Fehde' der Elisabeth von Nassau-Saarbrücken“, in: Gisela 
Brandt (Hg.): Historische Soziolinguistik des Deutschen III: Sprachgebrauch und sprachliche Leistung in sozialen 
Schichten und sopofunktionalen Gruppen, Stuttgart 1997, S. 95 - 110, hier S. 99. 
49 Vgl. Ising (wie Anm. 43), S. 95f. und S. 30ff. Karten 12 und 13 (hier Karten 3 und 2). Die Nord-Süd- 
Differenzierung ist für das Frühneuhochdeutsche gut an diesen Karten abzulesen. 
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