<u> steht undifferenziert für langen und kurzen u-Vokal sowie für den langen oder
kurzen Umlaut /ü/ (unsem, dun, umm, frunde). Ähnlich bei <o> (keine graphische
Markierung des Umlauts: mögen, o/ffj; <e> auch für mhd. <ae> (<dedes statt tatesty,
Schreibung von <i>, <ie> und <y> willkürlich für Länge, aber auch bei Kürze (dine,
briefe, dry, aber auch siecher, geschiechte)\ des öfteren auch <ij>-Schreibung, die jedoch auf
langes /i:/ beschränkt zu sein scheint (bij, sy, v@t)\
die rheinfränkische g-Spirantisierung (vgl. eyniche unter 3.3) scheint dazu zu führen,
daß auch nicht-mundartliche ach-Laute als <g> verschriftlicht werden (geschag statt
mhd. geschah);
<nck> für <nk> (beduncken)\
im Auslaut <ß> für mhd. <z>.
Quellenkundlicher und historischer Kommentar zur
Varsberg-Korrespondenz
Jürgen Herold
Als Elisabeth, Gräfin von Nassau-Saarbrücken, im Jahre 1429 nach dem Tode ihres Gat¬
ten Philipp die vormundschaftliche Regierung für ihre noch minderjährigen Söhne über¬
nahm, stand sie vor der Aufgabe, den Bestand der Grafschaft Nassau-Saarbrücken in
schwierigen Zeiten nach Möglichkeit zu wahren und zu festigen. Die verwandtschaftli¬
chen Bindungen an das lothringische Herzogshaus schienen zunächst keine schlechten
Voraussetzungen für ein erfolgreiches Wirken zu bieten. Der Tod ihres Onkels Herzog
Karl von Lothringen am 25. Januar 1431 brachte aber einen radikalen Wandel des politi¬
schen Klimas hervor, da er einen Erb folge streit auslöste, der nicht nur das Land, sondern
auch die Verwandtschaft Elisabeths, deren Hilfe sie als Witwe besonders bedurfte, in zwei
einander befeindende Lager spaltete. Herzog Karl hatte, als sich abzeichnete, daß er ohne
männlichen Erben bleiben sollte, schon lange vor seinem Tod damit begonnen, seinem
Schwiegersohn und designierten Nachfolger René von Anjou, Herzog von Bar, die Unter¬
stützung der Stände zu sichern, indem er diese auf René als Nachfolger einschwören
ließ10. Die Voraussetzung hierfür war die Einführung der weiblichen Erbfolge durch Karl
im Jahre 1408 gewesen, die in Lothringen bislang nicht gegolten hatte11. Der nächste
männliche Verwandte des Herzogs, sein Neffe Anton Graf von Vaudémont, der Bruder
Elisabeths, wollte sich mit dieser Neuerung, die ihn von der Nachfolge im Herzogtum
10 Mohr, Walter: Geschichte des Herzogtums I j>tbringen, Teil IV: Das Herzogtum Lothringen zwischen Frankreich und
Deutschland (14, - 17. Jahrhundert), Trier 1986, S. 64, vgl. auch Herrmann, Hans-Walter, „Territoriale und
dynastische Beziehungen zwischen Nieder- und Oberlothringen im Spätmittelalter“, in: Rhein. Vierteljah-
resbll. 52 (1988), S.107-149, insbesondere S.117-135; vgl dazu auch die Beiträge von Herrmann S. 49-124
und Thomas S. 155-190 in diesem Band.
11 Mohr (wie Anm.l), S. 55.
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