Vorhandensein md. Nebenformen Eschemittwochen statt Aschermittwoch und echt/ acht,
wobei die Varianten echtj acht auch im selben Text auftauchen;
rheinfränkische g-Spirantisierung [eyniche)\
Assimilation (umbewart aus unbewart;Warsperges neben Warsberges).
3.4 Phänomene, die Lautung und Schrift betreffen
<ü, ü> steht nicht für einen Umlaut, sondern anstelle des mhd. Diphthongs /uo/ > /ue/
{in fügen < mhd. in mögen); offensichtlich befindet sich also die frühnhd. Monophthongie-
rung /uo/ > /u:/ (s.o.) bei einigen Wörtern noch in einem Übergangs Stadium, was auch
die Varianten müme < mhd. muome > *mueme und mume (monophthongiert) zeigen.
Die frühnhd. Monophthongierung /ie/ > /1:/ läßt sich aufgrund der gleichbleibenden
Schreibung <ie> mit Dehnungs-e allein von der Schrift her nicht belegen. Das graphische
Phänomen, daß vom Schreiber offensichtlich gerne ein Hiatus-h als Signal für eine di¬
phthongische Aussprache eingefügt wird frijhen, dühe), läßt aber darauf schließen, daß die
Monophthongierung häufig bereits vollzogen wurde, da sich bei <ie>-Schreibungen kei¬
nerlei graphisches Trennzeichen findet ibriefe). Gäbe es noch regelmäßig Diphthonge,
brauchte er das <h> nicht als Trennungszeichen.
Ähnlich könnte es sich mit der Schreibung von intervokalischem <g> verhalten, das
wahrscheinlich für einen mitteldeutschen Übergangslaut /)/ steht, der als eine Art Spro߬
konsonant oder Trennungszeichen innerhalb eines Diphthongs erscheint {vigentschaff statt
viantjvient, gedigen aus mhd. gedihen > gedien).
4. Graphie
In der Graphie der Briefe fällt in erster Linie vollständige Inkonsequenz auf, was bei¬
spielsweise durch willkürliche Dehnungsbezeichnung und ebensolche Konsonantenver¬
dopplung deutlich wird. Aufgrund der zahlreichen Parallelformen sind Schlußfolgerungen
zum Lautstand daher nur mit Vorsicht zu treffen9.
Doppelschreibung von Konsonsanten (z. B. <ff>, <ss>, <nn>, <tt>) folgt keinen
nachvollziehbaren Regeln, gibt also keine Auskunft über Länge oder Kürze des vor¬
hergehenden Vokals {-schafft, hoffen, schriffte gegenüber lauffen, brieffe, graffeschaff, scholthesse,
rette, sonne ,Sohn’). Verschiedene Schreibungen desselben Wortes stehen nebeneinan¬
der {laufen — lauffen, brieffe — briefe, rete — rette);
häufige Verwendung von Dehnungs-e und Dehnungs-i {aen, laeßen, Baer, geen, brieffe,
hait, noit, woil)\
9 Auf die willkürliche Verteilung von <u> und <v> oder von <dz> wird nicht weiter eingegangen. Bei
den vorhergehenden Wortbeispielen wurde daher entsprechend heutiger Schreibung vereinheitlicht.
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