Full text: "Grenzgänger" (33)

Wie 
ein Franzose 
das heutige 
Deutschland 
sieht! 
Soeben erschien: 
Der neue Roman von 
MARCEL PREVOST 
Herr und Frau Moloch 
Umschlagzeichnung von André Lambert 
Preis geheftet 4 Mark, in Leinen gebunden 5 Mark 
Dies«« neueste Werk des berühmten französischen Romancier« wird In Deutschland 
zweifellos da* grösste Aufsehen erregen, enthilt es doch nicht* weniger alt die Kritik 
eine« vorurteilsfreien. gebildeten Franxoten Uber da* gegenwärtige politische Regime in 
Deutschland. Ein jnnger französischer Gelehrter kommt alt Erzieher de* Erbprinzen an 
dea Hof eine* kleinen thüringischen Fürstentums. Die ReTSnchegedsnken einer ver¬ 
gangenes Generation sind Ihm fremd. Er sieht in dem Deutschen keinen „Erbfeind *; 
als harmloser Fremdling will er dem Lande, das ihm Gastfreundschaft gewährt, and 
dessen Bewohnern mit der freundschaftlichen Gesinnung begegnen, die sich für einen 
Gast dem Gastfreund gegenüber geziemt. Zu der Fürstin tritt er In nähere Beziehungen, 
und dadurch erhält er Einblick la die intimsten Vorgänge an dieaem deutschen Fürsten* 
hofe. Ult der Haupthandlung eng verknüpft ist das Schicksal, daa einem berühmten 
deutschen Professor, dessen Urbild anschwer sa erkennen Ist, in diesem kleinen Staate 
widerfährt. 
Seine Erlebnisse lassen dan jungen Franzosen nach einem knappen Jahre dieaem Deutsch¬ 
land gern und freudig den Rücken kehren. Er hat die Ueberzeugung gewonnen, dass das 
offizielle Deutschland heute weiter denn je davon entfernt sei, eine aufrichtig freundliche 
Gesinnung gegen Frankreich tu hegen, dass es noch Immer mit der gepanzerten Faust 
renommiere. In den Augen des offiziellen Deutschlands sei Frankreich immer noch „der 
Feind“; und seine Siegesfeste, die es immer noch mit grossem Pomp begehe, seien lm 
Grunde die Feier der Niederlage des Feindes. Wohl gebe es neben diesem offiziellen 
Deutschland noch einen Rest von jenem alten Deutschland der Dichter und Denker. 
Aber der Anhänger dleees Deutschland dea Geistern würden immer weniger. Der Geist 
de« offiziellen preußischen Deutschland« werde bald In Deutschland allmächtig «ein. 
Daa Buch wird viel Anfeindung erfahren, und die Unentwegten, die daa Wort „Deutsch¬ 
land44 kritiklos zum Inbegriff des Schönsten und Herrlichsten und Besten auf der Welt 
machen, werden ea ln Grund uud Boden verdammen. Freiere Menschen aber, die bei aller 
Liebe zum Vaterlande nicht blind sein wollen, die wissen, dass ein Fremder ihre Fehler 
am besten «leht, werden aus diesem Buch eines Franzosen über Deutschland manches 
zu leruea und zu beherzigen verstehen. Wie man sich aber auch su diesem Werk steilen 
mag: „Herr und Frau Moloch“ Ist eiu Roman, den jeder gelesen haben muss. 
Zu beziehen durch die meisten Buchhandlungen oder direkt vom Verlag 
ALBERT LANGEN in MÜNCHEN-S 
Abb. 1: Werbung im "Simplicissimus "fur M Prevosts Roman "Herr und Frau Moloch " 
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