4. Schlußfolgerung (Siehe Gesamtgraphik)
Mit diesem einseitigen Grenzpendlerverkehr Richtung Luxemburg ist das Land zu
einer Art Testplattform des Europas der Bürger geworden. Von 1965 bis 1996 hat die
Grenzgängerzahl in Luxemburg sich mehr als verzehnfacht!
Viele Fragen drängen sich auf: Wird die regionale Dimension immer wichtiger in ei¬
nem globalisierten Europa ? Verlieren die Grenzen ihre Rolle in einem globalen Ar¬
beitsmarkt oder werden die Kontrollen im Innern immer stärker?
Wie lange halten der Luxemburger Arbeitsmarkt und die Bevölkerung diese von vie¬
len als Konkurrenzkampf angesehene Situation noch aus? Anders gedreht, wie lange
hält der lokale Arbeitsmarkt solche Gleichgewichtsstörungen, charakterisiert durch
gegenseitige Abhängigkeit sowohl wirtschaftlich wie politisch und sozial, noch aus?
Sicher ist, daß die Grenzgänger täglich die Ideale eines vereinten Europas testen. Sie
können jedenfalls als richtige Europäer betrachtet werden, da sie sich alltäglich auf
der Schwelle von zwei Länden bewegen und die Vorteile und Nachteile ihrer beson¬
deren Lage erleben.
In Luxemburg jedenfalls gehören die Grenzgänger zum gewohnten Alltagsleben.
Niemand wundert sich mehr über ihre Präsenz, weder die Arbeitgeber, die des öfte¬
ren vergebens auf dem nationalen Gebiet nach gebildeten Fachleuten suchen, noch
die Kunden, die an den Umgang mit Fremdsprachen gewöhnt sind. Die Grenzgänger
gehören in Luxemburg zur wirtschaftlichen und vielleicht sogar schon zur sozialen
Struktur. Ohne sie gäbe es keine soziale Mobilität, keinen wirtschaftlichen Auf¬
schwung. Einige reden sogar von einer reellen Symbiose zwischen der Luxemburger
Graphik 5: Die Gesamtentwicklung der Grenzgangerzahlen in Luxemburg: 1965-1996, Quel¬
le: STATEC, IGSS.
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