Full text: Sprachenpolitik in Grenzregionen (29)

als Herr der Burg Dinas Bran bei Llangollen sein Nachbar bei Glyndyfrdwy 
war. Ebenso wie dieser trat er später in den Dienst von Heinrich Lancaster, dem 
späteren König Heinrich IV. Somit gehörte er beim Dynastiewechsel 1399 wohl 
nicht zu dessen Gegnern, obschon seine Position nicht mit Sicherheit bekannt 
ist.21 Weder Owains Karriere noch seine Bindungen an die Engländer deuteten 
auf seine bald darauf beginnende Rolle als Anführer des letzten großen nationa¬ 
len Aufstandes der Waliser hin. 
2. Der Verlauf des Glyndwr-Aufstandes 
Vor dem Hintergrund von Heilserwartungen, die einen Sieg über die Engländer 
und die Herrschaft über Britannien verhießen, lebte unter den Walisern der 
Glaube an das Auftreten eines nationalen Anführers.21 22 * Hoffnungsvoll begrüßt 
wurde daher 1372 der Versuch von Owain ap Thomas ap Rhodri, genannt 
Owain Lawgoch, von Frankreich aus eine Invasion nach Wales vorzutragen. 
Owain Lawgoch war als Ur-Ur-Enkel von Llewelyn ap Iorwerth und Großneffe 
von Llewelyn ap Gruffudd unbestrittener Erbe der letzten unabhängigen Für¬ 
sten von Wales im 13. Jahrhundert. Die in diesem Zusammenhang greifbare 
Zielvorstellung eines einigen Wales wird als Folge der englischen Eroberung 
gewertet.22 Der Vorstoß von 1372 scheiterte zunächst an übergeordneten Inter¬ 
essen des französischen Königs und wurde durch die von den Engländern an¬ 
gestiftete Ermordung Owain Lawgochs 1378 endgültig unmöglich gemacht. 
Die Reaktion der walisischen Öffentlichkeit belegt, daß Ende des 14. Jahrhun¬ 
derts der Boden für derartige Unternehmungen fruchtbar war. Owain Glyndwr 
wurde schon vor Beginn des nach ihm benannten Aufstands von Barden als 
Hoffnungsträger der walisischen Sache gepriesen.24 
Die Anfänge der Erhebung sind obskur und mögen im privaten Bereich gelegen 
haben. Doch war die labile Stabilität der Situation in Wales durch den Staats¬ 
streich Richards II. 1397 und den Dynastiewechsel von 1399 gefährdet. Zudem 
wird in der Forschung auf die ,erdbebenartige Erschütterung4 hingewiesen, die 
durch das Ausscheiden einer Vielzahl von Markgrafen in Verbindung mit die¬ 
sen Ereignissen ausgelöst wurde.25 In einer ohnehin von wachsender Feindse¬ 
ligkeit geprägten Situation, die durch die unter Richard II. deutlich werdende 
Tendenz zum Ausschluß von Walisern vom Aufstieg in Verwaltung und Kirche 
21 Vgl. Williams: Owain Glyndwr, S. 16. - Tout sieht ihn als Gefolgsmann Heinrichs IV. 
DNB 21, S. 428. 
22 Vgl. Davies: Conquest, S. 436, und Williams: Owain Glyndwr, S. 11. 
22 Vgl. Davies: Conquest, S. 436, auch für das Folgende. 
24 Vgl. ebd., S. 448. 
25 Davies: Conquest, S. 442, charakterisiert die Bedeutung der Jahre 1397-99 für Wales mit 
Begriffen wie „territorial avalanche“, „earthquake“ oder „seismic impact“. 
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