züglich der früheren Gebietsansprüche durch das ehemalige Jugoslawien erin¬
nert, was 1972 den ersten derartigen Versuch einer Aufstellung solcher Ortsta¬
feln besonders in den Gemeinden mit einer deutschsprachigen Mehrheit verhin¬
dert hat.
Was die slowenische Sprache betrifft, so handelt es sich in Südkämten um vier
Hauptdialekte, den Gail-, Rosen- und Jauntaler Dialekt sowie den Remschenig-
oder Obirdialekt um Eisenkappel, die sich ihrerseits wieder in mehrere klein¬
räumige bis lokale Dialekte gliedern, so daß sie sehr unterschiedlich strukturiert
sind.* 15 Durch ihren jahrhundertelangen Kontakt mit dem Deutschen weisen sie
sowohl in ihren phonologischen und syntaktischen Strukturen als auch im lexi¬
kalisch-phraseologisch-semantischen Bereich viele Interferenzen mit dem Deut¬
schen auf.14 Dabei reichen die Entlehnungen bis ins Alt- und Mittelhochdeut¬
sche des 8. bis 13. Jhs. zurück. So gehen auf Grund der Lautchronologie z.B.
sipa ,Fensterscheibe4 und winacht ,Weihnachten4 wegen der fehlenden soge¬
nannten nhd. Diphthongierung von ahd./mhd. i vor Verschlußlaut und der Be¬
wahrung von inlautendem ahd, -p- auf das Althochdeutsche zurück und wurden
vor 1050 entlehnt, denn im folgenden Frühmittelhochdeutschen des 11. Jhs.
wurde ahd. -p- zu -b- erweicht und -i im Auslaut und Hiatus zu -ei diphthon¬
giert. Wenn es aber reiter ,Reiter, Sieb4 heißt, dann ist das mhd. i vor Ver¬
schlußlaut in mhd. riter bereits in bairischer Weise des 12. Jhs. zu ei diphthon¬
giert. Schließlich zeigt baisati ,weißen, tünchen4 zu mhd. wiz ,weiß4 den jüng¬
sten Diphthongierungsstand mit ai, wie er seit dem 13./14. Jh. anzunehmen
ist.15 Wortschatzuntersuchungen, die von Wien aus in den 1960er Jahren
durchgeführt wurden, ergaben in einzelnen Ortsdialekten bis zu 1.700 Lehn¬
wörter aus dem Deutschen.16 Bei einem Durchschnittswortschatz von etwa
7.000 - 8.000 Wörtern machen diese Entlehnungen bis zu einem Viertel des
Gesamt Wortschatzes aus. Das hat zur Folge, daß die ländlich-bäuerlich gepräg¬
ten Kärntner slowenischen Dialekte einen sehr großen Abstand zur sloweni¬
schen Schrift- und Standardsprache in Slowenien aufweisen, noch dazu wo
diese durch den national gelenkten Purismus des 19. Jhs. von Germanismen
gereinigt und diese durch Übernahmen aus anderen slawischen Sprachen oder
durch Neubildungen ersetzt wurden. Hinsichtlich ihrer volkstümlichen Bezeich¬
nungen werden die slowenischen Dialekte nach der mittelalterlichen deutschen
Bezeichnung der Slawen als Winden heute noch als Windisch und ihre Sprecher
als die Windischen benannt, was bis zum Ersten Weltkrieg auch in allgemeinem
Gebrauch wertfreie, neutrale Bezeichnungen waren. Diese Gegebenheiten aber
15 Neben Untersuchungen einzelner Ortsdialekte bieten Gliederungskarten und Charakteri¬
sierungen Ramovä 1957, Logar 1975, S. 107ff„ und Fischer 1980, S. 88ff.
14 Vgl. Lessiak 1910 und Prun£ 1979, zum wechselseitigen Einfluß Pohl 1993 und zum
slowenischen Einfluß auf das Deutsche Neweklowsky 1990.
15 Vgl. die Beispiele bei Lessiak 1903 und die Chronologien bei Kranzmayer 1956, S. 12
und 48 f.
16 Vgl. Zerzer 1962 und Nogradnik 1964.
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