Full text: Sprachenpolitik in Grenzregionen (29)

lateinischen Zivilisation kreisten.167 Doch bedürfte dieser an Absurditäten 
reiche, die öffentliche Diskussion einige Jahre bestimmende Argumentati¬ 
onsweg,168 der schnell auch auf deutscher Seite ein Echo fand,169 einer 
eigenen Darstellung, die hier nicht zu leisten ist.170 
l’Institut, nach Wolfram (1921/22, Anm. 158) geäußert haben, daß das Elsässische zwar 
eine germanische, aber eine eigenständige Sprache sei, die am meisten Ähnlichkeiten mit 
dem Englischen habe. Vgl. auch König (Anm. 113), S. lOf. Eine ganz komplizierte 
Theorie, nach der die autochthone galloromanische Bevölkerung im Bündnis mit den aus 
dem Westen gekommenen Franken die alemannischen Invasoren besiegt habe, vertritt der 
Universitätsbibliothekar von Nancy und Professeur agrégé d’Histoire et de Géographie 
au Lycée Henri Poincaré, Tourneur-Aumont, J.M.: Études de cartographie historique sur 
l’Alémanie, régions du haut Rhin et du haut Danube du Ille au Vile siècle, Paris 1918; 
Ders.: L’Alsace et l’Alémanie. Origine et place de la tradition germanique dans la 
civilisation alsacienne, Nancy/Paris/Strasbourg 1919. Vgl. dazu Parisot, Robert, in: 
Annales de l’Est. Bibliographie Lorraine 5 (1913/19), S. 85-89. 
167 Vgl. z.B. den Agrégé de l’Université de Besançon und Président de la Société des 
Alsaciens-Lorrains de Franche-Comté, Krumholtz, Charles: La vérité sur les sentiments 
des Alsaciens-Lorrains, Besançon 1916, S. 28f.: „Malgré leur patois germanique, les 
Alsaciens peuvent se réclamer à bon droit de la race latine“. In diesem mit Unterstützung 
des französischen Außenministeriums gedruckten Werk wird erklärt, daß der „patois 
alsacien“ dem Volke aufgezwungen wurde durch die Kriege ohne Ende „et des contacts 
constant avec l’ennemi“. Das Elsässische ist geboren „unter dem Druck germanischer 
Horden“ und verdeckt die „unité de race“ zwischen Frankreich und dem Elsaß. Babeion 
(Anm. 4), Bd. 2, S. 507ff. erklärt 1917, daß Sprachgrenzen nichts bedeuten, nur Effekte 
von Verwaltungsakten, von Herrschaft seien, demgegenüber sei der Rhein eine ethnische 
Grenze und eine Grenze der „culture romaine“ und der „civilisation latine“, was schwerer 
wiege. 
168 Die Gegenargumentation macht sich auf deutscher Seite an den fehlenden bzw. 
geringfügigen Resten keltischer bzw. romanischer Ortsnamen im Elsaß fest. So stellt 
Wolfram, Georg: „Siedlungsprobleme in Elsaß-Lothingen“, in: Verhandlungen des 19. 
Deutschen Geographentages zu Straßburg 1914, Berlin 1915, S. 173-185, hier S. 184, 
fest: „ ... die Hauptsache ist, daß das Elsaß seit dem Eindringen der Germanen ein 
wirklich germanisches Land geworden und daß hier von keltischen oder romanischen 
Resten so gut wie nichts übriggeblieben ist.“ Vgl. Ders.: Völkische Eigenart (Anm. 158), 
passim; Ders.: „Sind die Elsässer Kelten?“, in: Oberdeutschland. Eine Monatsschrift für 
jeden Deutschen 5, Stuttgart 1921/22, S. 381-385; Ders.: „Der Rhein als natürliche 
Grenze und die Keltenfrage“, in: Wilhelm Volz (Hrsg.): Der westdeutsche Volksboden. 
Aufsätze zu den Fragen des Westens, Breslau 1925, S. 36-49; Ders.: „Die Entstehung der 
nationalen und politischen Grenzen im Westen“, in: Frankreich und der Rhein. Beiträge 
zur Geschichte und geistigen Kultur des Rheinlandes, Frankfurt a.Main 1925, S. 5-28, 
Die profilierteste wissenschaftliche Stellungahme zur , Keltenthese ‘ findet sich in dem 
Forschungsbericht von Langenbeck (Anm. 165), S. 170f. 
169 Vgl. z.B. die sehr verschieden argumentierenden Kampfschriften von Rocholl, Heinrich: 
Der Kampf der Elsass-Lothringer für ihre Zugehörigkeit zum Deutschen Reich, Basel 
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