sowie die Entwicklung der politisch gewordenen Sprachgrenze lf)2 streng
wissenschaftlich, aber doch aus dem mit der Nationswerdung und Reichs¬
gründung gegebenen Erkenntnisinteresse heraus in zahlreichen Abhand¬
lungen erforschten.163
Die späteren Bemühungen gehen fast alle von den ethnographisch gerichteten Arbeiten
Wilhelm Arnolds aus, so dessen Studien zur deutschen Kulturgeschichte, Stuttgart 1882
(Kap. 3: ,Die deutschen Stämme in Elsaß-Lothringen1), in denen es auch um die Frage
des Anteils der einzelnen deutschen Stämme (Franken, Alemannen) an der Besiedlung
des ,Reichslandes‘ ging. So heißt etwa eine Studie von Adolf Schiber: „Die Ortsnamen
des Metzer Landes und ihre geschichtliche und ethnographische Bedeutung“, in:
Jahrbuch der Gesellschaft für Lothringische Geschichte und Altertumskunde 9 (1897), S.
46-86. Vgl. Anm. 157f. 163.
162 Die exakte wissenschaftliche Feststellung der aktuellen deutsch-französischen Sprach¬
grenze und die Rekonstruktion der historischen Sprachgrenzstufen gehörte zu dem von
Richard Böckh vorgegebenen Programm einer auch politisch wirksamen Nationali¬
tätenforschung, auf das wiederum in Frankreich (Nancy) reagiert wird. Vgl. die Arbeiten
von H. Kiepert (Anm. 91); ferner This, Constant: Die deutsch-französische Sprachgrenze
in Lothringen, Straßburg 1887 (Beiträge zur Landes- und Volkskunde von Eisass-
Lothringen, H.l); Ders.: Die deutsch-französische Sprachgrenze im Eisass, Straßburg
1888 (ebd., H. 5); Pfister, Charles: La limite de la langue Française et de la langue
Allemande en Alsace-Lorraine. Considération historiques, Paris/Nancy 1890 (mit einer
instruktiven Forschungsübersicht, S. 5ff.); Witte: „Geschichte Deutschthum“ (Anm. 157),
S. 263ff. u. andere Arbeiten dieses Autors.
163 Den Anfang in dieser ,Forschungsreihe1 macht Bossler, Ludwig (Anm. 161), passim;
Ders.: „Die Ortsnamen im Unterelsaß“, in; Zeitschrift für deutsche Philologie 6 (1875), S.
404-418; Ders.: „Die Ortsnamen des Oberelsaß“, ebd. 9 (1978), S. 172-184. Es folgen
die Arbeiten des Metzer Stabsarztes Uibeleisen, Karl: „Altdeutsche Ortsnamen in Wälsch-
Lothringen“, in: Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit NF 24 (1877), S. 78-80. 109-
112. 259-262. 361-365; Ders.: „Über lothringische Ortsnamen, vornehmlich des Kreises
Metz“, in: 2. Jahresbericht des Vereins für Erdkunde zu Metz 1879 (1880), S. 55-71.
Danach plazieren sich zeitlich die Arbeiten des Metzer Archivars H, Witte (Anm. 157)
und des Colmarer Archivars Schiber, Adolf: Die fränkischen und alemannischen Sied¬
lungen in Gallien, besonders in Elsaß und Lothringen, Straßburg 1894; Ders.: „Die Orts¬
namen des Metzer Landes und ihre geschichtliche und ethnographische Bedeutung“, in:
Jahrbuch der Gesellschaft für lothringische Geschichte und Altertumskunde 9 (1897), S.
46-86; Ders.: „Germanische Siedlungen in Lothringen und England“, ebd. 12 (1900), S.
148-187; Ders.: „Zur deutschen Siedlungsgeschichte und zur Entwicklung ihrer Kritik in
den letzten Jahren“, ebd. 14 (1902), S. 449—461 (Verteidigung gegen die Kritik durch H.
Witte und den Straßburger Archivassistenten H. Kaiser). Den Beschluß machen der
Metzer Archivar G. Wolfram (Anm. 158) und Paulin, Peter: „Deutsche Ortsnamen im
französischen Sprachgebiet Lothringens“, in: Deutsche Erde 4 (1905), S. 51-53. Man
sieht durchaus, wie sich das Forschungsinteresse allmählich auf die Frage des germa¬
nischen Substrats in der französischen Toponymie Lothringens verlagert.
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