ureigene Nationalität“ wieder.126 Man wahrt „das wahre Interesse des in seiner
Nationalität verwahrlosten elsässisch-lothringischen Bruderstamms“.127 Auch
Alfred Dove formuliert: „Preußen muß die verwahrlosten und verwilderten
Kinder der Nation im Elsaß und Lothringen in strenger Zucht und Liebe wieder
auferziehen, wie es aus den verweichlichten und vaterlandslosen Unterthanen
der weiland geistlichen Fürstenthümer gute Bürger und tapfere Krieger für
Deutschland herangebildet hat“.128 Für Treitschke ist die große Anzahl von
Generälen, die gerade Elsaß und Lothringen dem revolutionären Frankreich
gestellt hat, ein Beweis der unversehrt erhaltenen rechten deutschen Art der
Bewohner.129 Für Sybel ist ihre patriotische Anhänglichkeit an Frankreich Be¬
weis ihres deutschen Volkstums: „Aber wir hoffen auf die Kraft der Natur, die
man für eine Weile in künstliche Canäle ablenken kann, die aber nach Entfer¬
nung der Dämme wieder mit vollem Strome wirken wird“.130 Franz von Löher
erblickt überall, etwa auch unter den französischen Ortsnamen wie „Crehange,
Morhange, Fenestrange, Gavisse und Sengebouse“, kurz „unter all dem, was da
gut französisch schreit und zappelt, gar oft noch kernigen deutschen Unter¬
grund“.131 Ja, „die Stiefkinder Frankreichs müssen am deutschen Mutterherzen
erst wieder erwärmen“.132
Für E.H. Th. Huhn in seiner Landeskunde Lothringens müssen sogar ostfran¬
zösische Eigenheiten der Namenbildung, die deutsch anmutende Voranstellung
des Bestimmungswortes bei Komposita wie .Chapellerue4 statt ,Rue de la Cha-
pelle‘, ,Jurue‘ statt ,Rue des Juifs4, oder die Schreibweise von Metz mit <tz>
als Argument für das »verdeckte Volkstum4 von Metz herhalten.133 Eine all¬
mähliche, wenn auch liberale Germanisierung des französischsprachigen Teils
des annektierten Gebietes wird von den meisten Autoren, Adolf Wagner, Alfred
Dove,134 am militantesten aber vom Alldeutschen Franz von Löher empfohlen,
126 Wagner (Anm. 39), S. 73.
127 Wagner (Anm. 39), S. 40.
128 Dove, Alfred, in: Die Grenzboten. Zeitschrift für Politik und Literatur 29 (1870), II.
Semester, Bd. 1, S. 441.
129 Treitschke (Anm. 57), S. 306f. 313.
130 v. Sybel (Anm. 81), S. 531.
131 v. Löher (Anm. 10), S. 39.
132 v. Löher (Anm. 10), S. 201. Auch an anderen Stellen seiner Streitschrift referiert der
Autor auf das .verdeckte Volkstum* der Elsässer: S. 88ff. (Reste deutscher Sprache und
Brauchtums selbst in den ä la mode .verwelschten* Familien des städtischen Bürgertums);
S. 156ff (.nationaler Gegensatz* bricht in der Französischen Revolution hervor); S. 172ff.
(Verbindungen in Sprache, Schule, Wissenschaft nach Deutschland).
133 Huhn, Eugen H.Th.: Deutsch-Lothringen. Landes-, Volks- und Ortskunde, Stuttgart
(Verlag der J.G. Cotta’schen Buchhandlung) 1875, S. 52ff.
134 Wagner (Anm. 39), S. 30, Dove, Alfred, in: Die Grenzboten. Zeitschrift für Politik und
Literatur 29 (1870), II. Semester, Bd. 1, S. 437. Vgl. auch Huhn (Anm. 133), S. 56. Von
französischer Seite machte man in der Tat darauf aufmerksam, daß „la politique des
239