derem Maße den deutsch-dänischen Grenzraum des alten Herzogtums Schles¬
wig.
II
Diese Sprachregion stellt eine typische Brückenkopf- und Übergangslandschaft
dar, die durch die frühmittelalterliche Landnahme verschiedener Personenver¬
bände, die zugleich eigene Kultur- und Sprachgruppen (Ethnien) bilden, ent¬
standen war.2 Weite Ödlandschaften, Sumpf- und Waldgebiete (vastae solitudi¬
nes) trennten die jeweiligen Wohngebiete: Im ostholsteinischen Hügelland sa¬
ßen die slawischen Wagrier, deren Siedlungsraum in mehrere Großdistrikte
(sog. Siedlungskammem) aufgeteilt war. Eine durch künstliche Befestigungen
verstärkte naturräumliche Barriere im Verlauf der Schwentine (Limes Saxo-
niae) bot ihnen Sicherheit vor den sächsischen Nordalbingem in Mittel- und
Westholstein (Holtsäten-, Thiadmärs- und *Sturm(v)arii-gä). In den seit der
Völkerwanderungszeit dünn besiedelten Raum nördlich der Eider, auf die mit-
telschleswigsche Geest, nach Angeln und Schwansen rückten seit dem 8. Jahr¬
hundert, vor allem aber in der Wikingerzeit (9.-11. Jahrhundert), dänische Jü-
ten nach. Jahrhundertelang bildete das Danewerk bei Schleswig einen
Grenzwall gegenüber dem Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation. Seit
dem 7. Jahrhundert erfolgte von Westen her die Einwanderung der Friesen, die
zunächst die Geestinseln Amrum, Föhr und Sylt besiedelten und sich von dort
aus auf die Festlandmarschen bis hin zum Geestrand ausbreiteten.
Zwischen diesen Spracharealen entstanden in einer der Landnahme folgenden
Ausbauphase, die durch eine Expansion der Siedlungsräume, die Kultivierung
von Brachlandschaften und die Rodung der Grenzwälder gekennzeichnet ist,
mehrere Kontaktzonen:
- zwischen dem südjütischen und friesischen Sprachgebiet im Bereich des
hohen Geestrandes und des Schleswiger Mittelrückens,
- zwischen dem Sächsischen und Friesischen im Bereich der Eidermündung,
- zwischen dem süderjütischen und niederdeutschen Sprachraum im Verlauf
der alten dänischen Reichsgrenze (Eider, Treene, Sorge) und
zwischen dem Niederdeutschen und Slawischen in Ostholstein entlang des
Limes Saxoniae.
Im Zuge der Etablierung des hansischen Kaufmanns- und Städtebundes kommt
es zu einer sprachlichen Überschichtung, die entscheidend von einer expandie-
Einen geschichtlichen Überblick geben Brandt/Klüver: Geschichte (1981); Fink: Ge¬
schichte (1958); Sach: Herzogtum (1896/1907); s. zudem Straka: Handbuch (1970),
Framke: Deutsch-dänische Grenze (1968) und Harbeck (Hrsg.): Minderheiten (1993). -
Zur Sprachgeschichte des Raumes siehe u.a. Mensing: „Niederdeutsche Schriftsprache“
(1925); Gabrielsson: „Eindringen“ (1932/33); Wilts: „Dänisch“ (1978); Sdndergaard:
„Sprachenkampf“ (1980).
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