Verlust
was liegt mir
an dieser einzigen
sonne
was geht mich
der nachbar an
wenn ich unbekannt
fremd und zeitweise
vorüber und hinüber
meinen Schatten werfe
was liegt mir
an dieser kaltblütigen
weit
was geht mich
dieser längst nicht mehr
verwandte brader an
was liegt mir
an diesem Werkzeug
dessen gleichgültigkeit
mich erfüllt
was geht mich
dieser boden an
wenn er keine blumen
mehr trägt
was liegt mir an blumen
wenn sie meinem herzen
fremd
was geht mich dieses land
noch an wenn es die spräche
der mutter die Worte
der gemeinschaft die lieder
der arbeit das gedieht
des glücks nicht mehr
pflanzen noch pflegen
noch ernten
kann 16
Der Verzicht auf die Interpunktion impliziert den Verzicht auf das Fragezeichen.
Die Frage scheint nicht weniger dringlich. Signalisiert das konsequente Enjambe¬
ment den drohenden Verlust einer eigenen Syntax? Oder kann ein Sprachbewußt¬
sein nicht untergehen, das derartige Fragen noch zu artikulieren vermag?
Die bevorzugte Gattung und Textform der Grenzliteratur scheint die Anthologie
zu sein, besonders in der Gegenwart. In allen unseren vier Grenzregionen tritt dies
^ Fmck/Weckmann/Winter, In dieser Sache, S. 85
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