Das Interesse für das Nachbarland ist natürlich zu einem großen Teil gebunden an
die Fertigkeiten in dessen Sprache. 'Ohne Probleme' artikulieren sich 27,4% der
Deutschen und 11,7% der Franzosen in der Fremdsprache, 'sich verständigen'
können 57,1% der Deutschen und 41,8% der Franzosen, 'ein wenig' 13,9% der
Deutschen und 12,5% der Franzosen. Der Anteil dialektophoner Sprecher in
Lothringen beläuft sich auf 11,0%. 24,2% der französischen Kommilitonen geben
an, die Sprache des Nachbarlandes überhaupt nicht zu verstehen, im Vergleich zu
nur 1,5% der Deutschen. Die Annahme kulturspezifischer Unterschiede liegt nahe.
Über alle Antwortkategorien hinweg schreiben sich die Saarländer größere Fremd¬
sprachenkenntnisse zu. Besteht hier ein anderes Selbstverständnis, mit dem die ei¬
genen Sprachfertigkeiten beurteilt werden? Wie oft nehmen die Befragten als Me¬
diennutzer an der Kultur des Nachbarlandes teil? Bei sehr geringen Gruppenunter¬
schieden geben 58,2% der Deutschen und 59,8% der Franzosen an, keine Medien
des Nachbarlandes zu nutzen. Die größte Nutzungshäufigkeit entfällt auf einen
wöchentlichen Rhythmus mit 19,4% bei den Franzosen und 15,7% bei den Deut¬
schen.
Subjektive Raumkognitionen
Zur Einschätzung des kognitiven Raumgefüges wurden die Befragten gebeten, die
Lage von ausgewählten sechs deutschen und fünf französischen Orten in eine
stumme Karte2 einzuzeichnen. Lagetreu vorgegeben war lediglich die jeweilige
Studienstadt sowie ein Orientierungsraster mit 10x10 km großen Rasterfeldem,
Als richtig eingestuft werden Markierungen gewertet, die sich in einem Radius
von bis zu 5 km um die wirkliche Lage befinden. Dargestellt sind jeweils die auf
Gruppenniveau aggregierten, häufigsten Nennungen. Allem Anschein nach ver¬
wechselte ein Großteil der französischen Studenten bei dieser Vorgabe die saar¬
ländische Stadt St. Wendel mit dem lothringischen Stiring-Wendel, wie die Lage¬
verschiebung für diese Stadt in Abb. 7 belegt.
Die Deutschen zeichnen zu durchschnittlich 25,94% die vorgegebenen Örtlichkei¬
ten zutreffend ein, gegenüber nur 12,11% der Franzosen. Auch sind die Unter¬
schiede zwischen der zutreffenden Wiedergabe der inländischen im Vergleich zu
den ausländischen Orten mit 1:1,84 (F: 1:3,25) wesentlich geringer. Die französi¬
schen Kommilitonen bei ersteren haben eine mit 50,86% gut doppelt so hohe
Fehlquote wie ihre deutschen Kommilitonen. In ihrer räumlichen Verteilung
schätzen die Deutschen relativ sicher alle inländischen sowie die grenznahen fran¬
zösischen Orte ein. Lediglich Thionville wird bei den Franzosen relativ sicher
richtig gekennzeichnet, mit mittlerer Sicherheit St. Avold und Sarreguemines.
2 Folgende Ortskürzei werden benutzt:
FOR: Forbach
HGD: Hagondange
HOM: Homburg/Saar
M : Metz
MZG: Merzig
NK: Neunkirchen
SB : Saarbrücken
SGS: Sarreguemines
SLS: Saarlouis
STA: St Avold
STW: St. Wendel
THI: Thionville
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