"Lothringer" bezeichnet im folgenden der Einfachheit halber Studenten, die in
Saarbrücken bzw. in Metz befragt wurden, ohne hiermit die Nationalität zu kenn¬
zeichnen.
Die beiden Teilpopulationen charakterisieren sich wie folgt:
Für 30,7% der Deutschen und 19,1% der Franzosen ist der Heimatort gleichzeitig
Studienort. Während jedoch 37,4% der Saarländer den Studienort als Semester¬
wohnsitz angeben, trifft dies für 46,1% der Franzosen zu. Somit pendeln zwischen
Studien- und Wohnort 31,9% der saarländischen Studenten und 34,8% der fran¬
zösischen Studenten.
Mit durchschnittlich 21,7 Jahren sind die saarländischen Studienanfänger gut zwei
Jahre älter als ihre französischen Kommilitonen mit 19,5 Jahren (vgl. Abb. 1). In
Saarbrücken überwiegen mit 56,2% die männlichen Befragten, in Metz mit 52,1%
hingegen die weiblichen.
Beide Gruppen unterscheiden sich im sozio-ökonomischen Status der Eltern (vgl.
Abb. 2). Überwiegen im Vergleich der Eltern in Metz Arbeiter, Selbständige und
Landwirte, so sind es im Saarland Angestellte, leitende Angestellte sowie zu einem
geringen Teil Freiberufler. Der Anteil von Müttern ohne Beruf ist bei den Saarlän¬
dern wesentlich höher (43,1%) als in Metz (29,5%), Unterschiede ergeben sich
auch beim Anteil von Arbeiterinnen.
Die saarländischen Kommilitonen stammen zu 52,1% aus Siedlungen mit mehr
als 35.000 Einwohnern, die zu 88,1% weniger als 30 Straßenkilometer von der
deutsch-französischen Staatsgrenze entfernt liegen. Die Befragten in Metz hinge¬
gen kommen aus kleineren und wesentlich grenzferneren Orten: 66,9% leben in
Kantonen mit weniger als 35.000 Einwohnern, die zu 26,6% eine Grenzentfer¬
nung von 50 km und mehr aufweisen (vgl. Abb.3 u. Abb.4). Dies ist allein schon
durch die Grenznähe des saarländischen Ballungsraumes bedingt, während die
Verdichtungsachse längs der Mosel ca. 60 km von der Grenze entfernt ist.
Die Wohndauer am Heimatort ist bezogen auf das unterschiedliche mittlere Le¬
bensalter der beiden Gruppen einzuschätzen, jedoch zeigt sich keine einfache,
zeitliche Phasenverschiebung bei den französischen Kommilitonen, sondern
gleichzeitig eine leicht erhöhte Mobilität bei Studienbeginn (vgl. Abb.5).
Selbstattribuierang
Wie sich die Befragten bei einer Reihe vorgegebener Kategorien selbst einschät¬
zen, veranschaulicht Abb. 6. Auffallend ist, daß die Selbstattributionen der Fran¬
zosen durchgehend zustimmender sind als die der saarländischen Kommilitonen
(insbesondere bei der Kategorie "ziemlich/völlig"). Besonders deutlich wird diese
stärkere Zustimmung beim Nationalbewußtsein. Die Identifizierung mit der eige¬
nen Region, also das "Regionalbewußtsein" ist bei beiden vergleichbar stark aus¬
geprägt.
Die unterschiedliche Einschätzung beider Teilpopulationen bei der Kategorie
"Grenzraumbewohner" belegt, daß allein die räumliche Nähe zur Grenze nicht
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