U die Unzial-Variante des V im Wechsel mit der kapitalen bei Prüm, Adalbert und erst
wieder bei der Dom-Weiheinschrift 1196; insgesamt recht selten, etwa nur einmal zu
finden in den Bauinschriften der Diözese Köln, und zwar in Stommeln 1141, vgl.
FUNKEN (wie oben bei M). Das runde N bei Bantus sieht aus wie das U der
Kaufleute-Inschrift auf den Kopf gestellt.
In der Zusammenschau der jeweiligen in der Kaufleute-Inschrift verwendeten
Buchstaben Varianten und ihrer Belege ist zu erkennen, daß mehrheitlich die
retardierenden Elemente zum Tragen kamen, daß die zwischen 1100 und 1150
belegbaren Charakteristiken in ihr stärker vertreten sind als etwa jüngere Entwick¬
lungen wie das halbgeschlossene unziale M. Gerade die Formen des M und des O
sowie die erhaltenen Bogen Verstärkungen und das Fehlen weiterer unzialer Varian¬
ten wie für D und T bestärken eben eine Datierung früher als die bisherigen
Ansätze. Daß U wieder 1196 und in anderen Beständen im 13. Jahrhundert
vorkommt, hindert diesen frühen Ansatz nicht, da erhebliche Unterschiede in der
Gestaltung von Hasten- und Bogenenden zu konstatieren sind: Es fehlen bei der
Kaufleute-Inschrift die gotisierenden Schwellungen und die eingerollten Enden von
Ausziehern und Cauden, und das ist kein Resultat des Oberflächenverlustes, weil
die Biegung etwa beim U gleichmäßig bis zum Ende des Bogens verläuft und
stumpf endet. Ohne die Vorbelastung der inhaltlichen Diskussion und die Brisanz
der Relation zur Urkunde von 1149 kann man monumentalpaläographisch guten
Gewissens einen Ansatz im mittleren Drittel des 12. Jahrhunderts vertreten.
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Ein zweiter Ansatz der Datierung könnte die zeitliche Eingrenzung der vier
überlieferten Namen von Kölner Kaufleuten sein. Hierzu bieten die Schreinskarten
reichliches Fundmaterial; ohne Schreibvarianten zu berücksichtigen wurden die
Namen Berenger, Wezel und Willeman gesucht und, da es dort den Namen
Luuichin nicht gibt, Ludewich(in) und Ludechin sowie Luzechin25. Die Namen
kommen vor in der Großbürgerliste (1 135-1 180)26, in der Gildeliste27, in den
Bürgerlisten von St. Martin (1159-1169)28 und St. Laurentius29, auch jeweils außer
Willeman in den Schreinskarten der beiden Pfarreien St. Martin30 und St.
Laurentius31, schließlich auch in den Schreinskarten von St. Columba, wieder außer
Willeman32. Als Zeuge fungierte ein minister ecclesie . .. luueginus für das
25 Möglicherweise handelt es sich bei diesem Namen der Trierer Inschrift um einen Hör- oder
Schreibfehler; eine Kürzung oder Überschreibung der fehlenden Silbe ist nicht zu erkennen.
26 Vgl. Kölner Schreinsurkunden des zwölften Jahrhunderts. Quellen zur Rechts- und Wirtschaftsge¬
schichte der Stadt Köln, ed. R. HOENIGER {Publ. der Gesellschaft für Rhein. Geschichtskunde Bd.
1,1-2), Bonn 1893, 1894, hier 1,2 S. 27, 38 [Luzechin und Ludewich], 44 - jeweils mehrfach.
Angegeben sind jeweils die Seitenzahlen des Registers.
27 Ebd. S. 48, 53, 56f.
28 Ebd. S. 62, 65, 67 |nicht Willeman].
29 Ebd. S. 71-73.
30 Ebd. S. 79, 98, 109, jeweils in den Abschnitten 2 und später, also 1142-1156 und später.
31 Ebd. S. 111, 119, 124, teils in den Abschnitten 1 (1135-1152), 3 (1145/75 bis 1200) und später.
32 Ebd. S. 134, 143, 148, jeweils in Abschnitt 1 (1170-1190) und später.
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