(Soziologie), Ernestine Goriely-Taylor (Englische Literatur) und Hans Aebli
(Psychologie) sowie die Dozenten Helene Homeyer (Klassische Philologie), Jesus
Alvarez Fernandez-Canedo (Spanisch), Gustav Theodor Senn (Anglistik), Alberto
Cabelia (Italienisch), Léontin Constantinesco (Jura) und Dusan Radivojevic (Euro¬
pa-Institut) eingefunden.
Vor diesen aus der Schweiz, Österreich, Spanien, Belgien, Italien, Großbritannien,
Jugoslawien und Rumänien stammenden Mitgliedern des Lehrkörpers begründete
Dekan Moreau die von Prof. Stämpfli ausgehende Initiative, eine Demarche
zugunsten der Beibehaltung des internationalen Status der Universität zu unterneh¬
men . . . Der Idealfall, . . . für die geplante Resolution sämtliche Mitglieder des
Lehrkörpers der Universität zu gewinnen, lasse sich allerdings nicht realisieren.
Denn es gebe durchaus manche persönlichen Bedenken oder politischen Befürch¬
tungen. Auch wenn die deutschen Kollegen mit dem Geist des Resolutionsentwurfes
einverstanden seien, könne die Möglichkeit nicht ausgeschlossen werden, daß alle
Franzosen, aber nur ein Teil der Deutschen unterschreiben würden. Eine Spaltung
im Lehrkörper müsse vermieden werden. Die jetzt vorliegende, konkrete und
prägnante Resolution der neutralen Professoren werde sicherlich Beachtung finden,
zumal der Kultusminister die Initiative begrüße. Es gebe bereits jetzt schon
Anhaltspunkte dafür, daß sie einen kleinen psychologischen Schock verursachen
wird und wohl manche Stelle zum Nachdenken anregt.
Auch in den eher geringfügigen redaktionellen Präzisierungen wurde nochmals die
Idee der Resolution bekräftigt: Es wäre unverantwortlich, den internationalen
Charakter der saarländischen Universität in einem Zeitpunkt aufzugeben, wo sie
mehr als je ihre völkerverbindende Mission auf akademischer Ebene zu erfüllen
hat. Ferner forderte man bei Berufungen die Notwendigkeit der Aufgeschlossenheit
gegenüber verschiedenen Kulturen und gegenüber der Forschung im Ausland und
verlangte die Sicherstellung eines international zusammengesetzten Lehrkörpers.
Eine Delegation, der die Professoren Ashworth, Moreau und Stämpfli angehörten,
überreichte am 15. März diese von sämtlichen 24 neutralen Professoren und
Dozenten29 Unterzeichnete Resolution im Kultusministerium30. Dort trafen bald -
wohl von Dekan Moreau initiierte Stellungnahmen seines akademischen Lehrers,
des belgischen Byzantinisten Henri Grégoire31 und des Tübinger Althistorikers
Joseph Vogt32 - ein, die die Ideen der Denkschrift aufnahmen. Auch wenn die
Universität Saarbrücken als eine deutsche Hochschule in den Kreis der Universi¬
täten unseres Vaterlandes eintreten werde, so würdigte Joseph Vogt zugleich die
29 Stampili gibt die Zahl der Unterzeichner mit 24 an, ein amtlicher Vermerk vom 26.3.1956 im Nachlaß
Dr. Heinrich Schneider (Landesarchiv Saarbrücken NL Schneider 241) nennt 20 Unterzeichner, deren
Namen teils orthographisch unrichtig wiedergegeben sind.
30 Im bislang verzeichneten Bestand Kultusministerium konnten keine Hinweise auf die Begegnung am
15. März 1956 ermittelt werden.
31 Zu Biographie und Oeuvre Henri Grégoires (1881-1964) die Angaben in der Gedenkschrift
„Mémorial Henri Grégoire“ N.G. Mavris, La Carrière d’Henri Grégoire, in: Revue Internationale des
Études Byzantines 35 (1965), S . V-XIV. Henri Grégoires Stellungnahme konnte in der Ministerial-
Überlieferung bislang nicht ermittelt werden.
32 Zu Biographie und Werk Joseph Vogts jetzt K. Christ, Joseph Vogt (1895-1986), in: K. Christ,
Neue Profile der Alten Geschichte, Darmstadt 1990, S. 63-124.
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