glieder vorziehe. Diese Vermerke sind nicht erhalten. Auch eine Rücktrittsdrohung
des Leiters des Auswärtigen Amtes konnte diese Berichtspraxis nicht ändern, da der
Gesandte Dr. Straus als Landtagsabgeordneter (bis Ende 1952) und Politiker
einflußreicher war als der Beamte Lorscheider64.
Die Gesandtschaft war in vier Abteilungen eingeteilt, die jeweils gesondert Bericht
erstatteten:
Abteilung 1 - für juristische und politische Angelegenheiten
Abteilung II - für wirtschaftliche und soziale Angelegenheiten
Abteilung III - für kulturelle Angelegenheiten
Abteilung IV - Amt des Gesandten
Ab 15. Februar 1953 kam eine Presse- und Informationsabteilung hinzu65.
7. Die Rückgliederung des Saarlandes in die Bundesrepublik Deutschland
Im Rahmen des Abstimmungskampfes wurde Gotthard Lorscheider am 18. Oktober
1955 als Leiter des Amtes für europäische und auswärtige Angelegenheiten
abberufen und gleichzeitig der Regierungsdirektor Dr. Eckel zu seinem Nachfolger
ernannt. Bereits kurz nach der Volksabstimmung machte die neue Regierung in
ihrer Sitzung vom 5. November 1955 diese Personalentscheidung rückgängig66.
Mit Wirkung vom 12. November 1955 wurde Straus als Gesandter aus Paris
abberufen67. Nachfolger wurde Dr. Etzler, der das Saarland während der Verhand¬
lungen um die Rückgliederung des Saarlandes in die Bundesrepublik Deutschland
und den Luxemburger Vertrag in Paris vertrat. Mit der Eingliederung des
Saarlandes in die Bundesrepublik am 1. Januar 1957 endete auch die Arbeit der
Gesandtschaft des Saarlandes in Paris.
Da aber die wirtschaftliche Rückgliederung erst drei Jahre nach der politischen
erfolgen sollte und bis dahin die Zoll- und Wirtschaftsunion zwischen dem
Saarland und Frankreich Weiterbestand, beschloß die saarländische Regierung am
24. September 1956, der Absicht der Bundesregierung zuzustimmen, bei der
deutschen Botschaft in Paris eine Saarabteilung einzurichten. Diese nahm am 2.
März 1957 ihre Arbeit auf. Das Personal wurde von der saarländischen Regierung
abgeordnet und bezahlt; die Sachkosten übernahm die Bundesrepublik. Leiter der
Abteilung wurde Dr. Josef Hauch. Die Aufgaben der Abteilung waren die
folgenden:
a) Unterrichtung der saarländischen Regierung über französische Gesetzesvorha¬
ben, die auf Grund des Saarvertrages auch das Saarland berühren,
b) Wahrnehmung der Interessen des Saarlandes bei Abschluß von Handelsverträ¬
gen und -abkommen Frankreichs mit dritten Staaten,
64 LA.SB, AA 1284-1287.
65 LA.SB, AA 1545.
66 LA.SB, AA 128.
67 LA.SB, AA 260.
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