Gruppe VII
Fremdsprachen (Französisch und Englisch)54
Erst im April 1955 legte das Auswärtige Amt dem Kabinett den Entwurf eines
Gesetzes über die Ausbildung von Kandidaten des diplomatischen und konsulari¬
schen Dienstes und eine Prüfungs- und Ausbildungsordnung vor. Am 1. Juni 1955
stimmte der Ministerrat beiden Vorlagen zu. Der Gesetzentwurf wurde im Landtag
eingebracht und von diesem am 21. Juni 1955 in 1. Lesung verabschiedet. Obwohl
bereits am 4. Juli 1955 die erste Abschlußprüfung stattfand, gelang es nicht mehr,
ihr eine ausreichende Rechtsgrundlage zu geben. Die Sommerpause und der
folgende Wahlkampf um die Volksabstimmung vom 23. Oktober 1955 ließen die
Gesetzesberatungen ruhen, und danach machte die Rückgliederung des Saarlandes
in die Bundesrepublik Deutschland einen Diplomatischen Dienst überflüssig. Die
Ausbildungs- und Prüfungsordnung hatte durch die Verabschiedung durch die
Regierung zwar Rechtskraft erlangt; sie nahm aber ausdrücklich Bezug auf ein nie
erlassenes Gesetz als Rechtsgrundlage.
6. Die Gesandtschaft des Saarlandes in Paris
Als Gesandter des Saarlandes ging Dr. Emil Straus nach Paris. Der am 7.
September 1899 in Göllheim in der Pfalz geborene Straus hatte eine Ausbildung als
Handelslehrer und während einer beruflichen Tätigkeit im Jahre 1934 bei Karl
Mannheim in Frankfurt / Main mit dem Thema „Die gesellschaftliche Gliederung
des Saargebietes. Eine soziographische Beschreibung“ promoviert. 1935 war er als
Jude nach Frankreich emigriert und hatte dort als Deutschlehrer gearbeitet. Nach
seiner Rückkehr an die Saar hatte er sich der CVP angeschlossen. Schon im
Regierungspräsidium war er als Nachfolger des ersten Referenten Jung für das
Schulwesen zuständig. In der Verwaltungskommission war er Direktor für Unter¬
richt und Erziehung und in der ersten Regierung Hoffmann Minister für Kultus,
Unterricht und Volksbildung. Bei der Koalitionskrise von 1952 verlor er sein
Ministeramt, da er sich vor allem bei der Lehrerschaft unbeliebt gemacht hatte. Den
französischen Sprachunterricht schon an den Volksschulen hatte er kompromißlos
vertreten, und sein strenger Katholizismus hatte ihm ebenfalls nicht nur Freunde
geschaffen55.
Der Personalvorschlag Straus für die saarländische Gesandtschaft in Paris war in
Frankreich nicht auf Begeisterung gestoßen. Cette candidature soulève de nom¬
breuses objections (Vintéressé a acquis la nationalité française, ne jouit en Sarre
même que d’un crédit limité, a pris position par écrit en 1934 en faveur du
54 Prüfungs- und Ausbildungsordnung für die Kandidaten des diplomatischen und konsularischen
Dienstes, § 4, ebda..
55 Vgl. M. Sander, Politiker an der Saar zwischen Frankreich und Deutschland, in: Von der ’Stunde 0’
zum ’Tag X’. Das Saarland 1945-1959. Katalog zur Ausstellung des Regionalgeschichtlichen
Museums im Saarbrücker Schloß, Saarbrücken 1990, S. 108 f.; H. KÜPPERS, Bildungspolitik im
Saarland 1945-1955 (Veröffentlichungen der Kommission für saarländische Landesgeschichte und
Volksforschung Bd. 14), Saarbrücken 1984.
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