Ein weiteres Arbeitsfeld wies dem Rentner, der nun auch Zeit für Reisen und
Touren fand169, die Trierer Gesellschaft für nützliche Forschungen an, indem sie
den nunmehrigen Trierer Einwohner im April 1865 zum ordentlichen Mitglied und
am folgenden 24. April zu ihrem Schatzmeister, als Nachfolger des betagten
Bankiers Kayser, ernannte170. Als solcher wird er, nachdem er schon an der 18.
Jahresversammlung des Naturhistorischen Vereins der Preußischen Rheinlande und
Westfalens am 21. und 22. 1861 in der Moselstadt tätigen Anteil genommen
hatte171, maßgeblich an Planung und Organisierung der Generalversammlung des
Gesamtvereins der deutschen Geschichts- und Altertumsvereine am 22.-26. Sep¬
tember 1873 in Trier beteiligt gewesen sein, zumal er, wie erwähnt, der Historie
stets verbunden blieb172.
Den Zenit seiner Laufbahn als Privatgelehrter erlebte Lichtenberger, als ihm die
Philosophische Fakultät der rheinischen Landesuniversität Bonn zum 70. Geburts¬
tag am 2. Mai 1866 in Würdigung seiner Verdienste um die Astronomie und
Meteorologie, d. h. auch für langjährige Kärrnerdienste,. .. svmmam in philosophia
dignitatem doctorisque nomen ivra et privilegia honoris cavsa verlieh173. Die
Überreichung des Diploms - sicher durch Professor Argeiander oder Noeggerath,
vielleicht auch durch beide - fand offenbar in Trier statt174 und wird wohl nicht
ohne Bankett und weitere Festivitäten abgelaufen sein. Allerdings fanden sich
vorerst keinerlei Berichte darüber in der Trierer Presse175.
Sonstige Ehrungen und Auszeichnungen, wie der Kronen- oder der Rote-Adler-
Orden, die der preußische König älteren Staatsbürgern zu runden Jubiläen überrei¬
chen ließ, wurden ihm anscheinend nicht zuteil. Allerdings fließen die Informatio¬
nen über die fast 25 Trierer Jahre Lichtenbergers sogar aus dem Archiv der oft
genannten „nützlichen Gesellschaft“ äußerst spärlich, so daß auch über seine
Anteilnahme am kulturellen oder politischen Leben vorerst nichts gesagt werden
kann176.
Nach dem Tod seiner Ehefrau im August 1875 lebte der offenbar noch rüstige
Rentner wohl sehr zurückgezogen, ließ sich aber erst am 31. Mai 1879 -
169 U. a. besuchte er seine alte Heimat, so 1862 u. 1864, Birkenfeld u. Oberstein, auch mit Frau ü:
Töchtern, wie sein angeblicher Vetter Köhler (1832-1924), Bürgermeister in Herrstein u. Nohfelden,
berichtet (E. R. Köhler, Erinnerungen, Birkenfeld 1975, S, 79, 90, die aber getrübt sind, wenn er
den Niederlinxweiler Pfarrer W. Lichtenberger, 1834-1899, als Sohn des Astronomen ausgibt).
170 JBerGesTrier 1865/68, 1869, S. 2.
171 Als Festgabe für die Teilnehmer verfaßte er: Einige Notizen betr. die topographischen u.
klimatischen Verhältnisse in Trier u. Umgegend, Trier 1861 (in Stadtbibi. Trier).
172 Vgl. JBerGesTrier 1872/73, 1874, S. 6-35. - Lichtenberger, 1839 Gründungsmitglied des Saarbrük-
ker Histor.-antiquarischen Vereins (E. NOLTE, in: ZGSaarg. 9, 1959, S. 14, 30), sammelte u. a.
Münzen u. Medaillen, von denen er eine ganze Reihe samt einer Einleitung zur Numismatik von
1718 der Trierer Gesellsch. schenkte (JBerTrier 1859/60, 1861, S. 92, 95, 99, 1863/64, 1867, S. 83,
1865/68, 1869, S. 103). Vgl. auch Anm. 127.
173 Promotionsdiplom (wie Anm. 57).
174 Eine schriftliche Danksagung Lichtenbergers, deren Wortlaut nicht mitgeteilt wird, übergab der
Dekan am 8. Mai der Fakultät (wie Anm. 57).
175 Auch die JBerGesTrier berichten nichts.
176 Schreiben von Herrn Dr. Nolden, StadtA Trier, v. 18. April 1994, dem ich ebenso wie Herrn Rudolf
M. Gail, Trier, für Auskünfte verbindlichst danke.
342