niederließ und alsbald das Palais Lüder, heute Staatskanzlei, erwarb. Etwas später
bezog Johann Ferdinand (1764-1839), Junggeselle und Finanz- bzw. Verwaltungs¬
fachmann, den 1809 von ihm erworbenen Nordflügel des wiederaufgebauten
Fürstenschlosses19. Christian Philipp (1760-1828), als badischer Hofrat bereits
geadelt, der in das Mannheimer Bank- und Handelshaus Schmaltz eingeheiratet
hatte und u. a. die Interessen der Compagnie des Salines de FEst in den
Rheinbundstaaten vertrat, war für den Absatz und die Handelsbeziehungen zustän¬
dig20.
Über die organisatorischen Veränderungen, die der Umzug der Konzernspitze
notwendigerweise mit sich brachte, ist nichts Näheres bekannt. Doch dürfte man
zunächst am neuen Firmensitz ein Zentral- oder Direktionsbüro zur Koordinierung
der Produktion und der Investitionen bzw. der Konzernpolitik, später als Hauptbüro
zu belegen21, unter Leitung des kaufmännisch versierten Ferdinand Stumm einge¬
richtet haben. Sein erster Bürochef bzw. Direktionsassistent wurde dann Heinrich
Böcking (1785-1862), der nach wenig erfolgreichen Bemühungen als selbständiger
Kaufmann in Amsterdam im Dezember 1809 Charlotte Stumm (1790-1832),
Tochter von Friedrich Philipp geheiratet und so wenigstens „eine gute Partie“, wie
man sagt, gemacht hatte22.
Die Leitung der neu erworbenen Werke verblieb in den Händen der von den
Vorbesitzern übernommenen Hüttenfachleute, meist Angehörige von Familien aus
französischsprachigen Nachbarregionen, die schon zur Fürstenzeit in den Montan¬
19 W. Zimmermann, Die Kunstdenkmäler der Stadt u. des Landkreises Saarbrücken, Düsseldorf 1932,
S. 119, 132; D. Heinz, Das barocke Residenzschloß Saarbrücken, in: Grenze als Schicksal,
Saarbrücken 1966, S. 164—177, bes. S. 174 ff. - Vgl. auch E. Schilly, Das alte Posthaus am
Ludwigsplatz (Palais Freithal, Sitz der französ. Gendarmerie), in: Saarbrücker Hefte 25, 1967, S.
17-38. Friedrich Stumm ist schon 1803 Mitglied der Kasinogesellschaft, Ferdinand folgt 1811 nach
Heinr. Böcking 1810 (Saarbrücker Casinochronik, Saarbr. 1896, S. 25). Im Palais Lüder wohnten
außer dem seit 1800 verwitweten Friedrich Stumm seine Tochter Henriette (1795-1871), 1837
verheiratet mit Oberst v. Strantz (1788-1839), u. die Familie seiner mit Böcking verheirateten Tochter
Charlotte (1790-1832).
20 Nur vage Angaben über die Mannheimer v. Stumm, den ledig verstorbenen Sohn Wilhelm
(1794-1822) u. dessen Schwestern im Dt. Geschlechter-Buch (wie Anm. 7); vgl. dazu: Die Friedhöfe
in Mannheim, Mannheim 1992, S. 83 ff. sowie F. u. A. ECKER, Der Widerstand der Saarländer gegen
die Fremdherrschaft der Franzosen 1792-1815, Saarbrücken 1934, S. 275 ff. (Beziehungen zu den
Salines de l’Est. Wilhelm u. sein Neunkircher Vetter Carl Friedr. studierten 1818/19 an der
Bergakademie Freiberg (wie Anm. 113).
21 Vgl. dazu den Brief Lichtenbergers an Carl Friedrich Stumm v. 12. Febr. 1835 u. die Angaben in
Lichtenbergers Promotionsakten (wie Anm. 57). Das Hauptbüro befand sich wahrscheinlich bei
Ferdinand Stumm im Schloß, wo es auch möglich war, den einen oder andern Schreiber einzulogie¬
ren.
22 Vgl. F. Hellwig, Heinrich Böcking 1785-1862, in: Deutscher Westen - Deutsches Reich, hg. v. K.
v. Raumer u. K. Baumann, Bd. 1: Saarpfälzische Lebensbilder, Kaiserslautem 1938 u. jüngst Ders.,
Heinr. Böcking, in: Saarländische Lebensbilder 2, Saarbrücken 1984, S. 117-159, der jedoch kritische
Stellungnahmen zu Böcking ignoriert. Vgl. E. Schilly, Zur Gesch. des Postwesens im Bereich des
Generalgouvernements Mittelrhein, in: Archiv f. Post- u. Femmeldewesen 21 (1969), S. 201-252,
bes. S. 252 ff. („Überpatriot“); H. KLEIN, Geschichte d. Landkreises Saarbrücken, in: Grenze als
Schicksal, Saarbrücken 1966, S. 37-108, bes. S. 42 ff., 54 ff.; Ders., Landrat Friedrich Hesse
(1796-1868), Lebensbild eines Saarbrücker 1848ers, in: Saarheimat 31 (1987), S. 163-174; DERS.,
Lokalpolitisches zur frühen Preußenzeit, in: ZGSaarg. 36 (1988), S. 83-123.
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