gen (später Forschungen) in Trier als korrespondierendes Mitglied an6. Von ihm
stammt die gründlichste Bearbeitung:
Landwirtschaft7
Der Boden des Kantons Blieskastel hat gegen Norden leichten Sand, verändert sich
nach und nach gegen den südlichen und östlichen Teil auf einigen Bezirken in
schweren; vermischt sich sofort mit Lehm- und Tonerde und gegen Südwest mit
einem gipsartigen und kalksteinigten Boden, woraus der sogenannte Gauboden
entstehet, welcher im Verhältnis mit dem Sandstrich 2/3 Theil des Bodens im
Kanton ausmacht. Übrigens ist der Kantonsboden wegen seinen abwechselnden,
mittelmäßigen Bergen mehr trocken als naß. Bei Blieskastel ist er gäh-felsigt.
Der Bodenertrag bringt an Getreide Weizen, Korn, Gerste, Spelz (wenig gebaut),
Hafer, Dinkel, ferner Erbsen, Linsen, Wicken, Bohnen, Raps, Kohl und alle Arten
von Gemüse, Runkeln, Grundbirn in vieler Menge, auch Hanf und Flachs. Etwas
Hopfen wird um Blieskastel angebaut, Tabak im südwestlichen Teil des Kantons
bei Mengen, Bolchen, Habkirchen, jedoch unbedeutend, früher auch um Blieska¬
stel. Seit kurzem wird zu Blickweiler Krapp (= Färberröte) gebaut, ebenso von
einem Bürger zu Blieskastel versuchsweise 1802.
Landbebauung erfolgt nur noch „im Gau“ mit Brache im 3. Jahr (Dreifelderwirt¬
schaft). Aber auch dort wird hin und wieder die Brache mit Klee oder Kartoffeln
bepflanzt, wie dies im 4. Jahr der Fruchtfolge sonst zumeist, besonders um
Blieskastel, mit Kartoffelplanzung geschieht. Dabei wird beim Hacken und Häufeln
das zwischen dem Klee gewachsene Unkraut entfernt. Gedüngt werden die Äcker
mit Kalk und mit von Vitriolsäure durchdrungenem Gips bei Kleeanbau.
Unsere Wiesen sind meistens süß, nur in den Tälern des Wirzbachs und der Blies in
der Gegend von Blieskastel finden sich saure Wiesen, ebenso bei Reichenborn und
Sengscheid, weil die früher von der Herrschaft (von der Leyen) angelegten
Entwässerungsgräben jetzt durch die Pächter der Nation nicht mehr ausgehoben
werden, wie Bearbeiter Derkum mit deutlicher Kritik an der Aufsicht des
französischen Staates bemerkt.
Wildland gibt es, außer auf den Sandböden im Kanton wenig. Bei den Distrikten
mit Holz-Aushau und den schlechten Weiden ist Wieder-Aufforstung mit schnell¬
wüchsigen Holzgattungen wie Akazien, Kiefern etc. empfehlenswert, wobei jedoch
die Buchen und Eichen nicht hintangesetzt werden dürfen.
Zum Ackerbau der Mittel- und Kleinbauern ist der Ochs besser, der, wenn er zum
Ackern nicht mehr tauglich ist, fettgemacht und mit Nutzen verkauft werden kann.
Den Pferdehaltern geht dieses Kapital verloren, auch kostet der Unterhalt des
Pferdes mehr, sein Dung ist nicht gut. Den Ackersleuten aber von einer ganzen
6 Reidel, wie Anm. 1, S. 94.
7 Ms. 1565/199 2° der Stadtbibliothek Trier foll. lr-48r für Kanton Blieskastel, bearbeitet von
Friedensrichter Derkum, auf dessen Ausführungen ich mich stütze.
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