Full text: Zwischen Saar und Mosel

sei51, Zweifellos waltete ein Priester, ein Wörschweiler Professe, und sicherlich 
verwaltete derselbe die Vogelbacher Grangie. 
Das interessante Problem am Bau ist natürlich das Ineinanderwirken von Hospiz 
und Kapelle. Daß beides „unter einem Dach“ gewesen sei, steht erstmals in einer 
Schrift, die anläßlich einer Renovatur im Jahre 1981 herausgegeben wurde52. 
Nachvollziehbar wird in gleichem Sinne in einem Buch über den evangelischen 
Kirchenbau in der Pfalz argumentiert53. Der Autor sieht das große spitzbogige 
Fenster im Obergeschoß des Turmes (Abb. 4 c) als Anzeichen für den hospitalen 
Gebrauch des Geschosses (es gehört in den späteren Turmaufbau mit den gelochten 
Steinen). Noch weiteres pro Hospital ist angeführt und auf bauliche Verwandtschaft 
mit der Spitalskirche von Prüfening bei Regensburg gewiesen. Näher für einen 
Vergleich liegt die Situation in der Deutschordenskommende Saarbrücken, für die 
schon der alte Dehio auf den Hospizcharakter der dortigen Kapelle hinwies, und M. 
Klewitz erläutert: Chor als Kapelle, „Langhaus“ als Schlafsaal der Herberge 
beziehungsweise Krankensaal des Hospizes54. Das könnte den Verhältnissen in 
Vogelbach entsprechen. 
In einer sehr gründlichen Studie über Leprosenabsonderung wird für Vogelbach 
eine solche aus der Bezeichnung „uffs codte“ (1547) erschlossen und vermutungs¬ 
weise ins Hospital lokalisiert55. Leprosenkotten gab es tatsächlich nicht nur in Feld 
und Wald, sondern auch an den Landstraßen, wo der Bettelsack aushing und die 
Einwohner mildtätigen Einwurf seitens der Passanten erwarteten. Doch wird man 
aus verständlicher Absicht in Ortschaften, wo beiderlei gepflegt wurde, nämlich 
Leprosenfürsorge und Pilgerfürsorge, den Zwischenraum mehr als auf Rufweite 
bemessen haben. Überhaupt ist eine armselige Kotte auch baulich nicht mit einem 
Spital vergleichbar. 
Seit der Renovatur von 1981 ist einiges am Bau und in der Ausstattung anders als 
früher. Unter dem Verputz der Apsiskuppel kam schönes Quaderwerk hervor (Abb. 
3 b). Beiläufig sei die Tür zwischen Chor und angebauter Sakristei vorgestellt 
(Abb. 3 c). Beim Turm zeigte sich ein zugemauertes Fenster (Abb. 4 c). Es läßt sich 
daraus die ursprüngliche Fensterreihe des Langhauses entwickeln. Aufbau an Chor 
und Apsis sind deutlich zu sehen. Es ist hier der Versuch unternommen, die 
gesamte ursprüngliche Architektur zu rekonstruieren (Abb. 6). 
Bei der Renovatur gedieh der Chorbogen mit neuem Quaderwerk zu großer Weite 
und Wucht. Der bauhistorisch Interessierte davor darf sich nicht täuschen lassen. 
Das klassizistische Portal ist erneuert und so die alte Bauinschrift mit der 
Jahreszahl 1821 verschwunden und auch der Rokoko-Altar. In den frühen siebziger 
51 Neubauer (wie Anm. 11), Nr. 520 u. 550. 
52 Unbekannt, in: Unbekannt (Hrsg.), 850 Jahre Spitalkirche zu Vogelbach, 1981, ohne Seitenzäh¬ 
lung. 
53 C. JÖCKLE, in: Landeskirchenrat (Hrsg.), Baukunst in der Evangelischen Kirche der Pfalz, 1988, S. 
35. 
54 Klewitz (wie Anm. 31). 
55 D. STAERK, Gutleuthäuser und Kotten im südwestdeutschen Raum, in: Die Stadt in der europäischen 
Geschichte. Festschrift E. Ennen, hrsg. v. W. BESCH u. a., 1972, S. 545. 
246
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.