Seillegau gelegene Hannocourt (Moselle, Ct. Delme), a. 1123 Hennacourt, a. 1222
Henaucort anzusetzen48, wie schon K. Uibeleisen in seiner Untersuchung über die
romanischen und fränkischen Ortsnamen Lothringens sah49. Weniger wahrscheinlich ist
es, an die bei Juvelize südlich von Marsal gelegene Wüstung +Hegniecourt (a. 1408) zu
denken50.
5. Uuarnugo curte AC, Uuarningas B a. 777 Or. ist zweifellos identisch mit Uuarningas
(Dorsualnotizen 8. Jh. de Uuarninga, 9. Jh. in Uuarningas), wo der König 775 seine
proprietäres, die sein Vater Pippin von Adalbald erwarb, an Salonnes gibt. Die
vorgeschlagene Identifizierung-51 mit Virming / Wirmingen (Moselle, Ct. Albestroff),
1231 Wirmenges, 1476 Wiermyngen überzeugt nicht, da dieser Siedlungsname wohl
zum nur westfränkisch bezeugten Sekundärstamm *Warm- (belegt etwa im a. 790 in
Weißenburger Urkunde bezeugten PN Wennuni52) zu stellen53 und die Ausgangsform
am ehesten als *Warmîningas (mit Umlaut des Stammvokals [a] > [e] und anschlie¬
ßender totaler Assimilation an folgendes [i]) zu rekonstruieren ist. Die in der
Königsurkunde von 775 und im Fulrad-Testament B aufscheinende althochdeutsche
Form des Siedlungsnamens auf -ingas ist jedoch auf den PN Warni (zum Stamm
*War(i)n-) zurückzuführen54.
Die romanische Form Uuarnugo + -curte haben Max Pfister und Monika Buchmüller-
Pfaff - wie analog Nr. 1 Tornugo - aus einem -acwm-Namen *Warnago (mit
romanischer Sonorisierung des [k]) abgeleitet55. Die Identifizierung der germanischen
Doppelformen mit dem nahe der Sprachgrenze 10 km nördlich von Salonnes an einem
Zufluß der Salona gelegenen Vannecourt (Moselle, Ct, Château-Salins)56, a. 1106
Venecurtis, a. 1293 Warnecuria, a. 1344 Varnecort, jedoch auch a. 1326 Warminga, in
Flurnamen des Nachbarortes Dalhain a. 1281 Or. W[erjmi[n]gen, a. 1351 Or. supra
Werlingerberge (dissimilierte Form), bietet sich an. Als Ausgangsform der curtis-Form
des Namens ist jedoch keine Zusammenrückung aus -acum + -curtis anzunehmen,
sondern die genuine merowingische PN + -cwri/s-Bildung *Warnocurtis. Die Besitzge¬
schichte scheint zunächst keinen Rückhalt für die Identifizierung mit Vannecourt zu
geben, jedoch taucht die Wüstung +Gossoncourt bei Vannecourt, a. 1293 Or. Gonson-
curia, a. 1320 K. Gonsoncort, a. 1344 Gossoncourt57, in der die Mutterkirche (mit dem
Pertinenzpatron St. Dionysius) für Vannecourt stand58, in der im Papstprivileg von 1105
48 Vgl. Lepage (wie Anm. 18), I, 466f.; Reiehsland (wie Anm. 18), S. 995. Hiegel (wie Anm. 17),
S. 156. Die Kirche St. Michael war wohl alte Filiale von Tincry (vgl. u. S. 16). Den Ort besaßen die
Grafen von Salm als Lehen der Grafen von Bar, der Herren von St. Mihiel und Salonnes. Vgl. auch
Du preil (wie Anm. 36), II, S. 620.
49 K. UIBELEISEN, Die romanischen und fränkischen Ortsnamen in Wälsch-Lothringen, in: 5. Jahresbe¬
richt des Vereins für Erdkunde zu Metz (1882), S. 69.
50 H. Witte, Zur Geschichte des Deutschthums in Lothringen, in: Jb. der Gesellschaft für Lothringische
Geschichte und Altertumskunde 2 (1890). Im Altlothringischen ist Reduktion der Lautgruppe -aWo¬
zu o bzw. a, nicht aber zu ie anzunehmen (freundliche Mitteilung von M. Pitz).
51 Vgl. o. Anm. 15f.
52 K. Glöckner/ A. Doll (Hgg,): Traditiones Wizenburgenses. Die Urkunden des Klosters Weißen¬
burg 661-864, Darmstadt 1979, Nr. 116.
53 Vgl. H. Kaufmann, Ergänzungsband zu Ernst Förstemann, Personennamen, München / Hildesheim
1968, S. 386.
54 Vgl. E. Förstemann, Altdeutsches Namenbuch, Bd. 1: Personennamen, Bonn 21901, Sp. 1540.
55 PFISTER (wie Anm. 17), S. 138; BuchmÜller-PFAFF (wie Anm. 17), Nr. 794.
56 Vgl. auch Hiegel (wie Anm. 17), S. 346.
57 Vgl. Hiegel (wie Anm. 17), S. 140.
58 Lepage (wie Anm. 18), I, S. 434; Dorvaux (wie Anm. 22), S. 421 f. Anm. 4. Auf dem Bann von
Vannecourt gibt es einen Gemarkungsteil mit Namen Gossoncourt und den Flurnamen Fontaine St.
Denis.
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