erkennen. Manches spricht jedoch für Zuzug und Durchzug von weither und
weithin: wir denken an eine Pilgerstation im Vorfeld des Hospizes von St. Arnual,
und es gilt, gerade hier etwas zu verweilen.
Zum Fundbestand der zweiten Ausgrabung gehört als ältester Splitter aus dem
Mittelalter ein Scherbchen von einem gläsernen, fränkischen Sturzbecher aus dem
7. Jahrhundert (von mir nachträglich ausgesondert). Das Scherbchen stammt sehr
wohl aus dem Zeitalter des hl. Arnual, welcher in der Heidenkapelle gepredigt
haben soll, ist jedoch zu wenig, um aus der Legende eine Tatsache entwickeln zu
können34. Einige Scherben von Kugeltöpfen der Zeit um 1200 bekunden Episode
von flüchtigem Belauf, nicht mehr. Eine Masse von Spuren und Zeugnissen einer
Besiedlung datiert ins späte Mittelalter mit keramischen Fragmenten, die ins 15.
Jahrhundert gehören, und auch das auslaufende 14. ist noch vertreten. Die meisten
Scherben sind von Küchenbetrieb, doch ist einmal auch eine Jakoberkanne zu
Bruch gegangen35. Fragmente von Kachelöfen bekunden Dauerbesiedlung und
einiges an Devotionalien Pilgerauflauf. Aus der Ferne stammt ein Abzeichen der
Wallfahrt zum hl. Servatius nach Maastricht, worüber weiter unten zu sprechen ist.
Eine tönerne Scheibe mit Abendmahlsszene (Dm. 7,1 cm) diente als Matrize zum
Ausformen in Wachs, Stuck oder Papier (die papiernen Bildchen pflegt man auf
Spanschachteln zu kleben) und wurden auch in Glockenformen und Ziergefäße
gedrückt. In der Höhle und an der Felsbank sind flache Nischen, die große
Andachtsbilder enthielten.
Aus allem schloß der Ausgräber auf einen offenen Kapellenraum und ein
besonderes Haus für den Betreuer, zusammen ein Zielpunkt kleinerer Wallfahrt.
Die ganze Situation läßt jedoch an Einkehr von Pilgern denken, die am Platz und
im Vorfeld der genannten Hospize nach Compostela, Maastricht usw. ein Unter¬
kommen finden konnten. Das kleine Abendmahlsrelief gehört bereits ins 16.
Jahrhundert und auch ein Scherbenbestand. Der Pilgerverkehr durch protestantische
Gebiete brach ohnehin erst mit der Reformation ab.
Wir verfolgen dessen Zeugnisse zurück nach Vogelbach und Bruchmühlbach. Der
Menhir Spillenstein, ein mächtiger Hinkelstein, früher „Criemildespil“ genannt,
stand in St. Ingbert-Rentrisch als Markstein für den Anfang des saarwerdenschen
Geleits36. Ein hoch aufragender Stein markierte anscheinend auch dessen Ende in
Bruchmühlbach, wo im dortigen Gemeindekataster in Straßennähe eine Flur „Am
langen Stein“ vorkommt. Es fällt uns der Breitenstein an der in römischem
Zusammenhang bereits genannten Zaberner Steige ein, auch ein Menhir und
Anzeiger des Geleitbeginns nach St. Ingbert laut Urkunde von 1333. Vorausgesetzt
ein Langer Stein stand in Bruchmühlbach wirklich seit Urzeiten und diente später
als Markstein des Geleits, so ergibt sich der außerordentliche Umstand, daß solche
34 C. Klein, in: Ber. des Konservators der geschichtlichen Denkmäler im Saargebiet 1 (1923), S. 13-20.
- R. Schindler, in: Ber. der Staat). Denkmalpflege im Saarland 10 (1963), S. 119-136. - E. Nolte,
in: H.-W, Herrmann u. E. Nolte, Zur Frühgeschichte des Stiftes St. Arnual und des Saarbrücker
Talraumes. Festschr. zur 650-jährigen Verleihung des Freiheitsbriefes an Saarbrücken, 1971, S.
87-91.
35 Schindler (wie Anm. 32), S. 127 mit Taf. 18,2.
36 Vgl. Anm. 37.
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