Aber schließen wir mit einer positiven Feststellung ab: Der letzte kurtrierische
Hofkalender von 1794 nennt den Stadtphysikus Heinrich Gregoire, den Stadtschul¬
theiß Anton Artois, die Stadtschöffen: den öffentlichen Notar Johann Wagner u. a.,
als Stadtschreiber den öffentlichen Notar und Amtsadvokat Ludwig Prinz25. Das
bedeutet: jetzt verfugt die Stadt Merzig über eine, sicher zahlenmäßig kleine,
gehobene bildungsbürgerliche Schicht. Dazu paßt, daß Merziger Bürgersöhne auch
Universitäten besuchen: In die Matrikel der Universität Köln26 schrieben sich ein:
Bern. Lichtfuess im Jahr 1734, Joh. Nie. Fleck im Jahr 1737, vielleicht gehören zu
Merzig - geschrieben Metzig, auch Christoph Bong 1751 und Jac. Welschen 1743.
Die sicher bezeugten Studenten gehören sogar der Zeit an, als das Kondominium
mit Lothringen noch bestand.Jüngst hat Heinz Schilling27 das schon erheblich
korrigierte Bild vom Städtetal der Frühen Neuzeit endgültig erschüttert: er spricht
u. a. (S. 58) von der „strukturellen Urbanisierung“, der Konzentration von städ¬
tisch-bürgerlichen Aktivitäten und Funktionen, die sich im Reich in Dutzenden von
Mittel-, ja Kleinstädten vollzog - ein Beispiel dafür scheint mir Merzig zu sein.
25 W. Laubenthal, Merzigs Stadtwerdung und die Städteordnung der Rheinprovinz vom 15. Mai 1856,
in: Festwoche der Stadt Merzig vom 25. Mai bis 2. Juni 1957, S. 35 Anm. 35.
26 Die Matrikel der Universität Köln 7, edd. H. KEUSSEN, Ph. Nottebrock, M. GROTEN, M. Huiskes,
Düsseldorf 1981, S. 943, 946.
27 H. Schilling, Die Stadt in der frühen Neuzeit, München 1993.
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