Full text: Zwischen Saar und Mosel

nen anerlernt haben, beschäftigen sich auf der Schiffahrt und flößen schwemmung, 
welch letztere sie bis zu ihrer bestimmung in Holland nicht verlassen, noch andere 
begeben sich im Frühjahr in die holländischen Provinzen, wo sie den ganzen 
Sommer über arbeiten, bringen so viel Geld zurück, daß sie den Winter über ihre 
ehrbare Auskunft haben. Die Hollandgängerei als solche ist ein bekanntes Phäno¬ 
men, interessant, daß sie soweit südlich noch anzutreffen ist. Die Saarschiffer haben 
also ihre Waren bis nach Holland auf den Flüssen begleitet. Artois betont, daß die 
seit mehreren Jahrhundert ordentlich bestehenden Zünfte die jungen Handwerker 
anlernen, die auch in fremden Landen, vorzüglich Frankreich, ihre Ausbildung 
vervollkommnen. Außer den von Artois genannten Gewerben waren auch Leinen¬ 
weber und Strumpfweber, Schneider, Faßbinder, die Bäcker, Metzger und die 
Baugewerbe - Maurer, Steinhauer, Leyendecker, Glaser, Zimmerleute, ebenso die 
Seiler und Schiffbauer zünftisch organisiert. 1785 sind 17 Weinwirte in Merzig 
bezeugt. Auch Tabackspinner werden genannt. 
Den Ackerbau im Saargau nennt Artois ein wahres Kleinod. Es gibt keine Brache 
in den Talländereien, ein sehr früher Beleg für Fruchtwechselwirtschaft. Nur in auf 
dem Berg gelegenen Ländereien sei das dritte Jahr Brache. 
Die jungen Burschen, fügt er abschließend an, sind zu Kriegsdiensten geeignet . . 
dienen dem Kaiser und andere dem König von Frankreich, um die französische 
Sprache zu lernen und sich in den Städten in ihrer Profession zu vervollkomm¬ 
nen. Artois beschließt seine Amtsbeschreibung mit einer Außlärung der Trierer 
Kritik, d. h. er will den Kritikern des Ausgleichsvertrages von 1778 beweisen, daß 
Kurtrier damals einen guten Vergleich abgeschlossen hat; er hebt also die positiven 
Seiten des Merziger Wirtschaftslebens hervor. Er nennt übrigens wie auch die 
anderen angezogenen Quellen Merzig immer Stadt. Allerdings stellt er ausdrücklich 
fest, daß die Stadt Merzig samt allen dependierenden Orten Biezen, Harlingen, 
Menningen, Bachem, Beßeringen, Ponten, St. Gangolf Hof St. Montclair, Dorf 
Mettlach mit Abtei Cameral sind, zu den landschaftlichen Orten nicht gehörig. Er 
stellt auch fest die zu Merzig obhandene consuetudinem generalem, vermöge 
welcher alle häuser ohne Ausnahme dem besthaupt unterwerfig sind. - Verfas¬ 
sungsrechtlich gesehen sind Reste ländlicher Hörigkeit - eben das Besthaupt - 
erhalten geblieben und Landstandschaft hat Merzig nicht erreicht. Der Ortsvorste¬ 
her Merzigs wird im 18. Jahrhundert immer noch sowohl Zender - die bei Dörfern 
übliche Benennung des Gemeindevorstehers - wie auch Bürgermeister genannt. 
Auch das Siedlungsbild trägt noch - wie schon bemerkt - ländliche Züge. 
Artois gibt in seiner Beschreibung 379 Häuser, 360 Männer und 394 Frauen an. Die 
Gesamteinwohnerzahl betrug 1778: ca. 1900, 1798: 183223. 1816 hatte Merzig 
2441 Einwohner24. Es war bei aller wirtschaftlicher Regsamkeit eine Kleinstadt. 
23 A. Jakob, Zur Geschichte des ehemaligen Kondominiums Merzig-Saargau, in: Zschr. f. saarländische 
Heimatkunde 1 (1951), S. 55ff. K. FEHN u. W. Läufer, Beiträge zur Sozialgeschichte der Stadt 
Merzig in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, in: Zschr. f. d. Gesch. der Saargegend 25 (1977), 26 
(1978), 27 (1979). 
24 K. Fehn u. W. Läufer, Beiträge zur Sozialgeschichte der Stadt Merzig in der ersten Hälfte des 19. 
Jahrhunderts, in: Zschr. f. d. Gesch. der Saargegend 27 (1979), S. 82. 
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