Im Testament von 777 werden ebenfalls Güter im Seillegau aufgeführt und zwar -
durchaus ungenau - innerhalb der Liste jener Güter, die der Grundherr Wido - wie
in anderen Fällen die zur Verwandtschaft Irminas von Oeren gehörenden Theude-
ricus und Haribertus11 bzw. Chrodhardus (Ruthard), der Stammvater der Welfen12 -
im Elsaß, der Ortenau (und im Breisgau A) dem Abt übergeben hatten:
Á
. . . similiter villas et locaquae Uuido mihi
tradidit [folgt Liste mit elsässischen Orten] et
reliquas res per loca diversa, tam in Alisacius
quamque in Mordinnauia, quae mihi Uuido
tradidit et per mea prestaría modo usufructu¬
ario aliquas habet, Uualthario uillare, Tornugo
uillare, Uictornigas, Adarmareia uilla [diese
drei Namen „von gleicher Hand gedrängt über
starker Rasur“] (es folgt Destrago C), Hagnaldo
uillare, Uuarnugo curte, Filitione curte, Sicram-
no curte, quantumcumque in Alisacius et Mor-
denauia et Brisegauia, quicquid mihi traditum
fuit et datum per strumenta cartarum.
B
.. . Similiter et in Alsacis seu in Morthenauia, id
sunt [folgt ergänzte Liste mit elsässischen und
badischen Orten] . . . Uualtero uillare, Ratberto
uillare, Scofhaim, nec non et in Salninse Turnu-
go uillare, Uicturningas, Almerega curte,
Agnaldo curte, Uuarningas, Filciono curte . . .
[folgt Schenkung von Salona und anderen cel¬
lae]
Die auch sonst zu beobachtenden Rasuren und Korrekturen legen nahe, daß bereits
A nach einer Vorlage, einem Konzept oder losen Güterlisten, arbeitete. Da C eine A
nahestehende Vorlage ausschrieb, kann der unmittelbar nach der Stelle, die in A
radiert wurde, eingefügte Zusatz Destrago durchaus zum ursprünglichen Text des
Konzepts oder der Güterliste gehört haben. B dagegen stellt eine die Herkunftsan¬
gaben streichende, aber die geographische Ordnung des Besitzes neu redigierende
Kurzfassung des testamentum dar, welche die Zuordnung zum Seillegau vor die
entsprechenden Ortsnennungen stellt und das ortenauische Uualtero villare (Wal¬
tersweiler, Kr. Offenburg) an seinen Platz rückt. Hier auch, obwohl die Gauangabe
in . . . Brisegavia nur in AC gemacht wird, findet sich in einem Zusatz am Ende der
elsässischen und badischen Güter mit Scofhaim, d.i. Schopfheim a.d. Wiese (Kr.
Lörrach) ein Ort aus dem Breisgau13.
Es ist nicht unangebracht, im folgenden die Identifizierung dieser für die Geschich¬
te des Einflusses Fulrads und der Abtei St. Denis, vielleicht auch der austrasischen
Adelsfamilie der Widonen - denn ihr muß der in AC genannte Grundherr Wido
zugerechnet werden14 - in Lothringen nicht unwichtigen frühen Ortsnamen aus
dem Seillegau zu überprüfen, werden doch bis in die neuesten Arbeiten zum
Fulrad-Testament von den acht aufgeführten Siedlungsnamen der Seillegau-Listen
11 Vgl. Fleckenstein (wie Anm. 7), S. 24; Haubrichs (wie Anm. 8), S. 24;
12 Vgl. FLECKENSTEIN (wie Anm. 7), S. 25; Ders., Über die Herkunft der Welfen und ihre Anfänge in
Süddeutschland, in: Forschungen zur oberrheinischen Landesgeschichte 4 (1957), S. 71-136, bes. S.
103ff.; H.M. Schwarzmaier, Die Klöster der Ortenau und ihre Konvente in karolingischer Zeit, in:
ZGORh 119 (1971), S. 6ff.; M, BORGOLTE, Die Grafen Alemanniens, Sigmaringen 1986, S. 229ff.
13 Tangl (wie Anm.l), S. 211. Fleckenstein (wie Anm, 7), S. 13 plädiert dagegen eher für Nieder¬
oder Oberschopfheim (Kr. Offenburg) in der Ortenau. ChLA XVI, Nr. 622, S. 17, Anm. 5 entscheiden
sich jedoch wieder für den Ort im Breisgau.
14 Vgl. H. Büttner, Die Widonen, in: Saarbrücker Hefte 3 (1956), S. 33-39; Fleckenstein (wie Anm.
7), S. 25f.
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