Bis in die 80er Jahre des 19. Jahrhunderts war die Bevölkerung Düdelingens relativ
konstant geblieben; seither haben wir es mit einem rapiden Bevölkerungsanstieg zu
tun, der bis zum Ersten Weltkrieg andauerte und den abrupten Übergang vom Dorf
zur Industriesiedlung verdeutlicht (Abb. 2).12
Jahre
■I Häuser ¡11111 Haushaltungen EZZ3 Einwohner
Abb. 2: Häuser, Haushaltungen und Einwohner in der Gemeinde Düdelingen
1871-1905 (HW1, S. 11)
Die Kommission zählte im ganzen 1059 Häuser mit 1837 Wohnungen (HW2, S. 70).
Dabei behandelte sie manchmal die Gemeinde als Ganzes, unterteilte sie jedoch in
folgende drei Gruppen, wenn es darum ging, differenziertere Statistiken aufzustellen:
zunächst die beiden Ortschaften Büringen und Budersberg zusammengenommen; sie
sind nur wenige Kilometer von Düdelingen entfernt (Düdelingen-Büringen 1,9 km mit
12 Zur Vermeidung des Begriffes "Stadt" in dieser Studie: Ich ziehe den Begriff "Industrie¬
siedlung" bzw. "Industrieortschaft" dem Begriff "Stadt" vor, dessen Bedeutung vielschichtig ist
und zu Mißverständnissen Anlaß geben kann. Ob der Ort Düdelingen Anfang des 20. Jahr¬
hunderts dem Stadttypus zuzurechnen ist, einfach dadurch, daß er den Titel "Stadt" verliehen
erhielt, soll in einer anderen Studie näher erörtert werden; so stellt sich etwa die Frage nach
dem Vorhandensein oder dem Fehlen eines Bürgertums, das an Stadtentwicklung und an
Miethäusern interessiert ist, sowie nach einem öffentlichen Interesse an der Verbesserung der
Infrastruktur. Für die in diesem Artikel behandelte Fragestellung ist die nähere Erörterung
dieser Themen meiner Meinung nach nicht ausschlaggebend. Zum Thema Verstädterung
neuerdings: Jürgen Kocka, Arbeitsverhältnisse und Arbeiterexistenzen. Grundlagen der
Klassenbildung im 19. Jahrhundert, Bonn 1990, S. 53-60, hier S. 53; für das Saarland: Rolf
Wittenbrock, Industriedörfer und Verstädterung, in: Industriekultur an der Saar. Leben und
Arbeit in einer Industrieregion 1840-1914, hrsg. v. Richard van Dülmen, München 1989, S. 84-
95.
39