neut, den Gemeinderat umzustimmen. Hammerstein warf seine gesamte Autorität, die
er durch seinen bisherigen Einsatz erworben hatte, in die Waagschale. Er wies die
Stadtvertreter in einem eindringlichen Brief darauf hin, daß Metz durch die persönli¬
che Begünstigung durch den Kaiser jetzt zur Kooperation verpflichtet sei; er signali¬
sierte den Metzern auch, daß noch größere Unkosten auf sie zukämen, würden sie
jetzt nicht einlenken.75 Die Ungeduld in Berlin hatte ein Höchstmaß erreicht. Das
mußte nun auch der Gemeinderat einsehen und gab auch in dieser Frage letztendlich
nach. Ende Dezember 1900 war der Weg frei. Anfang Januar 1901 konnte das end¬
gültige Stadterweiterungsabkommen zwischen Militärfiskus und Stadt beraten wer¬
den.76 Auf städtischer Ebene, in Metz selbst, war damit der Kampf vorerst ausgetra¬
gen.
Neues Aktionsfeld wurde Berlin, die Zentrale. Hier mußten im Januar 1901 die Bud¬
getforderungen der Reichseisenbahn für die Metzer Umbauten vom Reichstag geneh¬
migt werden.77 Diese Gelegenheit nutzten engagierte Metzer, darunter auch Vertre¬
ter der Handelskammer, um Einfluß zu nehmen auf Abgeordnete und in dieser Frage
zuständige Kommissionsmitglieder. Sie brachten Beschwerden sowohl gegen Einzelfra¬
gen des Projekts als auch gegen das gesamte Projekt vor.78 Über die Repräsentativi¬
tät der verschiedenen Beschwerden für die Metzer Öffentlichkeit war man uneinig.
Die frankophone Presse vermittelte den Eindruck, die Metzer Bevölkerung lehne das
Bahnprojekt allgemein und grundsätzlich ab, während die deutschsprachige Presse
den Widerstand einer Minderheit zurechnete.79 Letztere Einschätzung setzte sich
dann auch in Berlin durch.80 Nachdem die Metzer Proteste die Kommissionsmitglie¬
der für eine Zeit so verunsicherten, daß eine Genehmigung der Summe für die
Reichseisenbahn nicht mehr gewährleistet war und eine Subkommission nur für diese
Angelegenheit gebildet wurde, entschieden die Abgeordneten schließlich, die Metzer
Proteste als Ergebnis von Agitation zurückzuweisen. Dem Antrag der Reichseisen¬
bahn wurde grundsätzlich stattgegeben.
75 Brief Hammersteins an Kramer v. 23. Dez. 1900, Nachlaß Hammerstein-Loxten zu seiner
Tätigkeit in Elsaß-Lothringen im Bundesarchiv Koblenz.
76 Materialien zur Vorbesprechung und den Konferenzen über die Stadterweiterung in: ADM,
10 AL 1013.
77 Bericht Möllers im Reichstag am 13. Febr. 1901 in "Stenographische Berichte über die
Verhandlungen des deutschen Reichstages, X. Legislaturperiode 11. Session 1900/1901 2.Bd.,
Berlin 1901, S. 1340.
78 Ebd. u. "Metzer Zeitung" v. 16. Jan. 1901.
79 "Metzer Zeitung" v. 25. u. 28. Dez. 1900.
80 Bericht Möllers im Reichstag (Anm. 77).
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