direktion und verschiedene Straßen (Parkstraße, Paulinastraße, Schulstraße). Hier läßt
sich deutlich der gründerzeitliche, deutsche Einfluß in der Architektur der Häuser
erkennen. Erst in der Zwischenkriegszeit erschloß die Stadt das Gelände und sorgte
mit einer lockeren Villenbebauung und großen Gärten für ein angenehmes Bild. Bis
in unsere Zeit finden sich in diesem Viertel keine Fabriken oder Geschäftshäuser, so
daß der Blauberg heute, wie es geplant worden war, als ein reines Wohngebiet exi¬
stiert, das mit seinem Park die grüne Lunge der Stadt bildet.
Die städtebauliche Entwicklung Saargemünds erlebte in der Zeit der deutschen Ver¬
waltung einen gewaltigen Aufschwung, verbunden mit einem großen Bevölkerungs¬
wachstum und einer regen Bautätigkeit. Mit Hilfe von Bebauungsplänen und der
Bauordnung versuchten die Stadtväter diese bauliche Entwicklung zu kontrollieren
und zu steuern. Die Projektierung erfolgte nicht an einem Stück, sondern setzte sich
aus mehreren Teilprojekten zusammen. Die Verfasser der Pläne, die stark von
deutschen Städtebautheorien beeinflußt wurden, versuchten ihre Ideen zu verwirkli¬
chen, wobei sie jedoch oft Kompromisse hinsichtlich finanzieller, topographischer und
lokaler Gegebenheiten der Kleinstadt schließen mußten. Von einem Eingreifen
Vorgesetzter deutscher Behörden in planerische Angelegenheiten der Stadt Saar¬
gemünd konnte keine Rede sein. Ihre Rolle beschränkte sich auf die Genehmigung
der Projekte, für die sie auch die Finanzierung sicherten (z.B. Landgericht).
Der Erste Weltkrieg unterbrach bald darauf die Realisierung zahlreicher Planungs¬
ansätze. Trotz der auf einen völligen Bruch mit der Reichslandzeit gerichteten franzö¬
sischen Politik der Zwischenkriegszeit wurde in den 20er und 30er Jahren an die
Planungen des Kaiserreiches unmittelbar wieder angeschlossen. Besonders deutlich
wird dies bei der Betrachtung des Geländes rechts der Saar zwischen Blies, Saar und
der Grenze zu Neunkirchen. Heute wird auch dort das Stadtbild von den damals
geplanten Straßen geprägt.
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