te er den Lutheranern den Zugang zur Kirche. Als sie die Kirchentür mit Gewalt öff¬
nen wollten, feuerte er einen Schuß ab und verletzte einen Mann so schwer, daß die¬
ser starb. Manigart verwundete noch einen weiteren Lutheraner mit dem Bajonett,
bevor er überwältigt wurde. Man inhaftierte ihn in Bergzabern. Diesem Fall maß
man in Zweibrücken eine so große Bedeutung bei, daß er vor den Reichstag gebracht
wurde, um Stimmung gegen die Katholiken zu betreiben. Bevor die Regierung Mani¬
gart den Prozeß machen konnte, gelang ihm im Spätsommer 1702 unter mysteriösen
Umständen die Flucht.
Es ließen sich noch weitere Beispiele für die Auswirkungen der Simultaneen im
kirchlichen Alltag speziell im Zweibrücker Raum bringen, so z. B. für Wiesbach, wo
es vor allem wegen der Nichteinhaltung von Gottesdienstzeiten und wegen Prozessio¬
nen der Katholiken zu mehreren Beschwerden kam'w, doch würde sich das Bild nicht
wesentlich verändern.
* * *
Ein Blick auf die zu einzelnen Simultaneen vorhandene Aktenüberlieferung im
Archiv der Kirchenschaffnei Zweibrücken zeigt, daß die Streitigkeiten vor allem über
Gottesdienstzeiten, bauliche Veränderungen in Kirchen, Benutzung von Glocken
und Orgeln schier kein Ende finden wollten. So überwog bei beiden Konfessionen
der Wunsch, die Simultaneen als Quelle konfessioneller Zwietracht möglichst bald
abzulösen. Dies ist im Laufe der Zeit im Sprengel der Evangelischen Kirche der Pfalz
(Protestantische Landeskirche) und des Bistums Speyer vielfach geschehen100, so daß
heute nur noch rund ein Dutzend Kirchen für beide Religionsgemeinschaften Gottes¬
häuser sind. Daß die gemeinsame Benutzung einer Kirche durch zwei Konfessionen
immer noch zu Konflikten führen kann, soll nicht verschwiegen werden. Die Simul¬
tankirchen können in unserem heimatlichen Raum „in besonderer Weise als Ergeb¬
nis einer leidvollen Vergangenheit ..., als Produkt des Ringens der beiden Konfessio¬
nen um Einfluß und des Kampfes Frankreichs mit den Habsburgern um die
Vorherrschaft in Europa angesehen werden ... So symbolisieren sie die zerrissene
Christenheit, sie zwingen aber auch die, die in ihnen zum Lob Gottes sich versam¬
meln, zur Zusammenarbeit und zu einem brüderlichen Miteinander, wenn auch in
der Vergangenheit christliche Eintracht oft wenig unter solchen gemeinsamen Kir¬
chendächern beheimatet war“101.
w Bernhard H. Bonkhoff, Kirchengeschichte von Wiesbach von 1635 bis zum Ende des
Simultaneums 1914, in: Bl. f. Pfälz. Kirchengesch. und religiöse Volkskunde 52, 1985, S. 45 -
59; hier S. 49-51.
10,1 Zu den Ablösungen von Simultaneen in der Westpfalz: Bernhard H. Bonkhoff, Die
Simultankirchen im Herzogtum Pfalz-Zweibrücken, in: Saarpfalz. Blätter für Geschichte und
Volkskunde 14 (1987/3) S. 27 - 33, hier S. 30 - 32.
101 Kurt Molitor, Kaiser, Kurfürst, Sonnenkönig. 500 Jahre Simultankirche St. Michael zu
Rohrbach bei Bad Bergzabern, in: Evangelischer Kirchenbote. Sonntagsblatt für die Pfalz,
Speyer 1984 (Nr. 11 vom 11. März 1984) S. 152.
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