Wolfgang Läufer
Die erste Visitation des Metzer Bischofs im östlichen Teil
der Diözese Metz nach dem Westfälischen Frieden
In den Wochen vor Pfingsten des Jahres 1669 visitierte der Metzer Bischof Georges
d'Aubusson de la Feuillade in eigener Person den östlichen Teil seiner Diözese1. Es
handelte sich dabei um das Archidiakonal Saarburg3 mit seinen Archipresbyteraten
Vergaville, Saarburg, Bockenheim, Hornbach, Neumünster und St. Arnual. Es war
nicht nur die erste umfassende Visitation3 dieses Bereichs seit dem Westfälischen
Frieden, sondern die erste seit langem. Man wird wahrscheinlich zurückgehen müs¬
sen bis zur Visitation durch Weihbischof Meurisse im Jahre 1629 oder bis zu derjeni-
1 Hier wird der geistliche Sprengel als „Diözese“ bezeichnet, der des Hochstifts als „Bistum“. -
Der Vortragsfassung lagen keine kirchlichen Quellen zugrunde, auch kein Visitationsproto¬
koll, sondern nur Akten aus dem Blieskasteler und Saarbrücker Verwaltungsbereich (Von-
der-Leyensches Archiv Waal, = Waal, und Landesarchiv Saarbrücken, = LA Sbr.; vgl. die Ein¬
zelnachweise). Neu eingearbeitet wurde insbesondere das knappe Itinerar der Visitation (AD
MM 1 F 172, 3), offenbar die einzige kirchliche Quelle, die einen Gesamtüberblick erlaubt. -
Anläßlich der Visitation von 1680 suchte die Zweibrücker Verwaltung nach Akten des Jahres
1669, offensichtlich ohne Erfolg (Kirchenschaffneiarchiv Zweibrücken VI, 407; für den Hin¬
weis danke ich Herrn Fell, Lambrecht). - Einen Überblick über die wenigen Visitationsquel¬
len 1669 bietet das Répertoire des visites pastorales de la France. Ie sér.: Anciens diocèses
(jusqu’en 1790), Bd. 3: Mâcon - Riez, Paris 1983, hier S. 129. Entgegen der dortigen Angabe,
die Visitation habe nur das Archipresbyterat Saarburg betroffen, umfaßte die Reise tatsäch¬
lich das gesamte Archidiakonal Saarburg. - Das „Répertoire“ nennt auch die wenige Litera¬
tur. Zu ergänzen wären: Jacques-Henri Heck, Une visite épiscopale dans la principauté de
Lixheim en 1669, in: Les cahiers lorrains 1984, S. 291 ff.; ferner J. P. Kirch, Geschichte von
Welferdingen, Saarbrücken 1932, S. 233 f. Hinweise zur Visitation von 1669 im Nassau-Saar-
brückischen finden sich auch in: Bübingen, ein Dorf im Alten Reich, hg. von Wolfgang Läu¬
fer, Saarbrücken 1989, S. 149 f. - Der Beitrag ist Ende September 1990 zum Druck einge¬
reicht und danach nur an wenigen Stellen ergänzt worden. Hinzuweisen ist noch auf den
Anfang Oktober 1991 erschienenen Aufsatz von Karl Lillig: Erste Pastoraireise nach dem
30jährigen Krieg. Bischöfliche Visitation an Blies und Saar Anfang Juni 1669, in: Saarheimat
1991, S. 80 ff. Der Verfasser hat dafür die von mir ebenfalls benutzte Akte Waal Nr. 2666 aus¬
gewertet. Im Detail sei auf den Beitrag nicht weiter eingegangen; nur dies sei angemerkt, daß
die Darstellung des Erzbischofs als ausgesprochener Kuchenliebhaber auf Lesefehlern beruht:
„kalte Kuchen" statt „kalte Küchen“ und einmal „Kuchenpräsente“ statt „Kirchenpräsente“.
2 Nicht sehr genaue Karte des Archidiakonats von Sanson, Paris 1656 (vgl. LA Sbr. Best. K
1“ Nr. 89). „Archiprêtrés de St. Arnual, Bouquenom, Hornbach et Neumünster avant le pro¬
testantisme“, in: G. Bourgeat u. N. Dorvaux, Atlas historique du diocèse de Metz,
Montigny-iès-Metz 1907, Karte X, Nebenkarte; weitere Karten des Archidiakonats a. a.O. und
in anderen Atlanten betr. die wesentlich veränderten Verhältnisse Ende des 18. Jhs.
3 Zu den Visitationen allgemein vgl. Kirche und Visitation. Beiträge zur Erforschung des früh¬
neuzeitlichen Visitationswesens in Europa, hg. v. Ernst-Walter Zeeden und Peter Thaddäus
Lang, Stuttgart 1984; Die Visitation im Dienst der kirchlichen Reform, hg. von Ernst Walter
Zeeden und Hansgeorg Molitor, Münster 1967, 2. Aufl. 1977; Hansgeorg Molitor,
Les visites pastorales dans la recherche historique en Allemagne, in: Recherches sur les visites
pastorales de l’époque moderne (XVIe - XVIIIe s.). Colloque de Strasbourg, 29.1.1972, in:
Revue d’histoire de l’église de France 58,1972, S. 341 ff., hier S. 342 ff. - Vgl. auch die in Anm.
58 genannte Literatur.
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