Johann Friedrich Gerhard Goeters
Die Reformation in Pfalz-Zweibrücken und die Entstehung
der evangelischen Landeskirche1
Der früheste und stärkste Einbruch in die kirchliche Jurisdiktion des Bischofs von
Metz ist in der Reformationszeit im Nordosten der Diözese erfolgt, durch die evange¬
lische Kirchenreformation im Herzogtum Pfalz-Zweibrücken. Andere, nicht uner¬
hebliche Auswirkungen der protestantischen Reformation werden erst später faßbar2 3.
Die zweibrückischen Gebiete betreffen im Bistumsgebiet von Metz1 im östlichen
Archidiakonat Saarburg vor allem das Archipresbyterat Hornbach4, dazu mit gerin¬
geren Teilen auch noch das nordwestlich angrenzende Archipresbyterat Neu¬
münster5. Hornbach mit seinem uralten Benediktinerkloster6, dem das Fabianstift in
der Stadt7 9 inkorporiert war, beherbergte auch den Erzpriester, den Archipresbyter*,
wie er hier benannt wurde. Die sonstige Regelbezeichnung in anderen Diözesen ist
Landdechant. Dieser führte eine Regionalaufsicht und hielt mit den Pfarrern seines
Sprengels, das sonst ein Landkapitel genannt wurde, regelmäßige Zusammenkünfte
ab. Von den 43 Pfarreien des Hornbacher Archipresbyterats waren 13 zweibrü-
kisch\ also etwa ein Drittel. Mit einem Kanoniker von St. Fabian in Hornbach hatten
sie den Vertreter der nächsten kirchlichen Aufsicht in ihrer Mitte.
1 Vortrag, gehalten am 22. März 1990 in Waldfischbach-Burgalben, hier um Literaturbelege
ergänzt.
2 Henri Tri bout de Morembert, La réforme â Metz, Bd. 1-2, Nancy 1965-1971 (Annales
de Fest, Memoire Nr. 37 et 41). Protestants messins et mosellans, XVIe - XXe siècles. Actes
du colloque organisé . . . par François-Yves Le Moigne et Gérard Michaux, hrsg. v. d.
Société d’histoire et d’archéologie de la Lorraine, Metz 1989. - Franz Cuny, Reformation
und Gegenreformation im Bereich des früheren Archipresbyterates Bockenheim, Bd. 1-2,
Metz 1937-1940. - Hans-Walter Herr mann, Die Reformation in Nassau-Saarbrücken und
die nassau-saarbrückische Kirchenordnung bis 1635, in: Die evangelische Kirche an der Saar,
gestern und heute, hrsg. von den evang. Kirchenkreisen Ottweiler, Saarbrücken und Völklin¬
gen, Saarbrücken 1975, S. 42-111.
3 Atlas historique du diocèse de Metz, publ. par G. Bourgeat et Nicolas Dorvaux, Metz
1907. Einschlägig sind hier die Karten X: Die Archipresbyterate von St. Arnual und Horn¬
bach, sowie XI: Das Archipresbyterat von Neumünster. - Hans-Walter Herrmann, Zum
Stande der Erforschung der früh- und hochmittelalterlichen Geschichte des Bistums Metz, in:
Rhein. Vierteljahrsbll. 28 (1963) S. 132-199. - Le diocèse de Metz. Sous la direction de Henri
Tribout de Morembert, Paris 1970.
4 Übersichten bei Karl Pöhlmann, Das Archipresbyterat Hornbach vor der Reformation, in:
Westpfälz. Geschichtsbll. 14 (1910) S. 2-4 und 45-46. - Wilhelm Fabricius, Erläuterungen
zum geschichtlichen Atlas der Rheinprovinz, Bd. 5: Die beiden Karten der kirchlichen Organi¬
sation 1450 und 1612, 2. Hälfte, Bonn 1913, S. 320-323.
5 Übersicht bei Wilhelm Fabricius a.a.O., S. 313-320. Zweibrückisch waren die 6 Pfarreien
Bexbach, Hattweiler, Höchen, Limbach. Reiskirchen (mit Erbach), Waldmohr, alle im Ober¬
amt Zweibrücken gelegen.
6 Literatur bei Herrmann (wie Anm. 3), S. 167-168. - Franz Haffner, Die Kirche am
Ende des Mittelalters, in: Pfalzatlas. Textband, Bd. 2, Speyer 1971, S. 839.
7 Peter Moraw, Das Stift St. Fabian in Hornbach (Pfalz), in: Arch. f. mittelrhein. Kirchen-
gesch. 16(1964) S. 110-138.
8 Hans Erich Feine, Kirchliche Rechtsgeschichte, 3. Aufl., Weimar 1955, S. 180-181.
9 Alt-Hornbach, Beeden, Contwig, Ernstweiler, Hornbach, Ixheim-Zweibrücken, Lambsborn,
Mimbach, Nünschweiler, Rieschweiler, Walsheim, Winterbach. Nicht ganz sicher ist das bei
Großbundenbach.
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