sahen die Mitglieder des Domkapitels, bei der Trennung zwischen Bischofs- und
Kapitelgut wählte das Kapitel den Heiligen Paulus als seinen Patron, infolgedessen
erscheint der Besitz des Domkapitels als bien de Saint Paul und seine Besitzer als les
sires de Saint Paul, dies ist aber nur eine andere Bezeichnung für das Domkapitel89 90.
Von den verschiedenen nun in der Stadt Metz oder in ihrer unmittelbaren Umgebung
vorhandenen Stiften standen in den kommenden Jahrzehnten und Jahrhunderten St.
Salvator und St. Theobald in engen Beziehungen zur Stadt. Zwar wurden sie nicht an
der Wahl des Schöffenmeisters beteiligt, diese Mitwirkung blieb dem Primicerius der
Kathedrale, den Äbten von St. Arnulf, St. Clemens, St. Symphorian und St. Vinzent
und dem Abt von Gorze Vorbehalten*, aber mit der Beteiligung an den Einkünften
der städtischen Hanf- und Wollwaage war St. Theobald mit dem städtischen Wirt¬
schaftsleben verknüpft91.
Die Neugründungen in den Titelorten der Archidiakonate
In einigen Diözesen bestehen Beziehungen von Kollegiatstiften zur Archidiakonats-
verfassung. In Köln, Mainz und Speyer waren die Pröpste bestimmter Kollegiatstifte
der Bischofsstadt von amtswegen Archidiakone bestimmter Archidiakonate. Auch
für die Diözese Speyer sei auf die Funktionen des Dompropstes und der Pröpste von
St. Guido, St. German und Allerheiligen als Archidiakone der vier Archidiakonate
hingewiesen92, ln Trier wurden die Archidiakone vom Erzbischof aus der Mitte des
Domkapitels frei ernannt, aber als Amtsgut ihnen die Propsteien der Kollegiatstifte
St. Lubentius/Dietkirchen, St. Castor/Karden, St. Agatha/Longuyon zugewiesen. Im
Archidiakonat Trier treffen wir den Dompropst, den Domdekan oder die Pröpste
von St. Paulin, St. Simeon oder Pfalzel in der Funktion des Archidiakons. Den Son¬
derfall des Archidiakonats Tholey versuchte Ferdinand Pauly zu erklären93.
Auch in Metz gehören die vier Archidiakone dem Domkapitel an, sind zuweilen Di-
gnitäre, wie Primicerius oder Domdekan, oder haben im Domkapitel ihre Pfründen94.
89 Pierre Mendel, Les Atours de la ville de Metz, Metz 1932, S. 421 Anm. 14; Jean Schnei¬
de r, La ville de Metz aux XIIIe et XIVe siècles, Nancy 1950, S. 49 Anm. 92.
90 Zur Wahl des Schöffenmeisters vgl. Mendel (wie Anm. 89) S. 441 Nr. 122.
91 Urkunde Bischof Stephans (wie Anm. 85), Mendel, Atours S. 417 Nr. 2, Bestätigung durch
Papst Coelestin III. vom 9. Dez. 1194 (Hermann Meinert, Papsturkunden in Frankreich,
1. Bd.: Champagne und Lothringen, Berlin 1933, S. 403 Nr. 295), Schneider (wie Anm. 89)
S. 87 Anm. 92.
92 Alois Seiler, Studien zu den Anfängen der Pfarrei- und Landdekanatsorganisation in den
rechtsrheinischen Archidiakonaten des Bistums Speyer, Stuttgart 1959, S. 175ff.
93 Ferdinand Pauly, Siedlung und Pfarrorganisation im alten Erzbistum Trier. Das Landkapitel
Wadrill, Trier 1965, S. 113 ff. Aus der Frage, ob Tholey in der Frühzeit Kloster oder Stift
gewesen sei, entwickelte sich eine Kontroverse mit Wolfgang Haubrichs: Ferdinand Pauly,
Germanisches Eigenkirchenrecht und Bistumsorganisation, in; Arch. f. mittelrhein. Kirchen-
gesch. 38, 1986, insbesondere S. 41-46; Wolfgang Haubrichs, Die Tholeyer Abtslisten des
Mittelalters, Philologische, onomastische und chronologische Untersuchungen, Saarbrücken
1986 (= Veröffentlichungen der Kommission f. saarlde. Landesgesch. u. Volksforschung Bd.
XV); derselbe, Um die Frühgeschichte der Abtei Tholey. Eine Entgegnung, in: Arch. f. mit¬
telrhein. Kirchengesch. 40, 1988, S. 387-391.
94 Jean-Baptiste Pelt, Textes extraits principalement des registres capitulaires (1210-1790),
Metz 1930 (Etudes sur la cathédrale de Metz) S. XIV.
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