einziges weltliches Stift nur das Metzer Domkapitel übriggeblieben sei, möchte ich
mich nicht anschließen. Ich nehme an, daß die drei Stifte im Ostteil der Diözese -
Neumünster, St. Arnual und St. Fabian/Hornbach - fortbestanden.
Neugründungen im Hochmittelalter
„Die große Zeit der Stiftskirchengründungen des Episkopates“ sieht Moraw „in
erstaunlicher chronologischer Exaktheit mit dem Zeitalter des ottonisch-salischen
Reichskirchensystems“67 68. Für den Zeitraum zwischen 960 und 1060 zählt er in den
beiden Diözesen Köln** und Lüttich69 je sieben Neugründungen. In demselben Zeit¬
raum entsteht die gleiche Zahl von Stiften allein in der Stadt Mainz und ihrer unmit¬
telbaren Umgebung (St. Peter, St. Stephan, St. Gangolf, St. Viktor, St. Maria im Feld,
St. Johann, Mariengreden). Für die Diözese Metz lassen sich in diesem Zeitraum
lediglich zwei bischöfliche Neugründungen nennen, und zwar die Stifte St. Salvator
(Saint Sauveur) und St. Peter. Kurz vor 1070 richtete Bischof Adalbero III. in der
Stadt Metz bei der schon mindestens seit der zweiten Hälfte des 9. Jhs. bestehenden
Salvatorkirche, in der Bischof Wala (gefallen in der Normannenschlacht des Jahres
882 bei Remich) beigesetzt worden war, ein verhältnismäßig großes Stiftskapitel ein,
dessen ungenügende materielle Ausstattung dann 1154 zur Reduzierung der Pfrün¬
den auf zwanzig zwang. Ein Priester von St. Salvator und ein Diakon als sein Schüler
werden in der Vita des Johannes von Gorze genannt70, aber als Andeutung einer bei
St. Salvator schon im 10. Jahrhundert bestehenden Klerikergemeinschaft kann dies
nicht gewertet werden.
Ein Kollegiatstift St. Petrus nahe bei der Kathedrale mit Propst und vier Kanonikern
wird erstmals in einer um 1130 anzusetzenden Urkunde Bischof Stephans erwähnt.
Die Bezugnahme auf Maßnahmen seiner Vorgänger für diese Kanoniker71 * erlaubt
seine Anfänge mindestens in das 11. Jh. zu setzen.
Wir sehen in der Spärlichkeit der Gründung von Kollegiatstiften aus bischöflicher
Initiative in ottonisch-salischer Zeit einen deutlichen Unterschied von Metz zu den
rheinischen Diözesen und auch zu Lüttich, während in der Diözese Toul es bei einer
bischöflichen Neugründung, nämlich St. Gangulf, im gleichen Zeitraum bleibt.
Noch in einem weiteren Punkt unterscheidet sich Lothringen von den Ergebnissen,
die Moraw in den deutschsprachigen Diözesen gewonnen hat: Es fehlt hierzulande
67 Moraw, Typologie (wie Anm. 12) S. 21.
68 St. Ewald, St. Aposteln, St. Maria ad Gradus, alle in Köln, St. Patroclos in Soest, St. Martin in
Kerpen, St. Adalbert in Aachen, St. Martin in Zifflich.
60 St. Paul, St. Martin, Hl. Kreuz, St. Dionysios, St. Johannes Ev., St. Bartholomäus, alle in Lüt¬
tich, St. Gangulf in Florennes.
70 Vita Johannis Gorziensis in: MGH SS IV S. 342-343.
71 Dilectus siquidem noster Adalbero, cum in ecclesia iam dicta prepositus esset et quatuor canoni¬
cos ibidem ab antecessoribus nostris ad serviendum. Deo deputatos circa debitum officium
minus curiosos attenderet, negligentie causam diligentius prescrutatus hanc esset reperit . . .
(Michel Pa risse, Actes des princes Lorrains, 2^me série: Princes ecclésiastiques I.: Les évê¬
ques de Metz B: Etienne de Bar 1120-1162 [Pré-édition] Nancy o. J. S. 57 Nr. 26).
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