zunächst der Dekan Richer und Uodelrich, später aber Ruocelin und Matfrid ein84.
Daß diese nun auch feste Sprengel hatten, läßt sich mit Gründen nicht mehr bezwei¬
feln, wenn es für uns auch erst 1109 urkundlich faßbar wird. Damals tritt der Primice¬
rius Adalbero als Archidiakon auf, greift in den Streit zweier Herren um eine Eigen¬
kirche ein, belegt vorübergehend eine Partei mit dem Bann, revidiert aber dann sein
Urteil in einem Send, einer typischen Archidiakonatssynode: Quod ubi archidiaconus
prudenter intellexit, in judicio presbiterorum qui ibi aderant posuit, ecclesiastico more,
eis precipiendo ut neque ad dexteram neque ad sinistram declinarent in judicando, sed
hanc rem diffinirent omnino justo judicio*5. Es gibt übrigens doch noch einen feinen
Unterschied zu späteren Archidiakonsurkunden. In dem zitierten Stück tritt der Pri¬
micerius und Archidiakon nicht etwa als Aussteller auf, sondern der Text ist in Form
einer Notitia, als eine nicht persönlich, sondern objektiv formulierte Niederschrift
abgefaßt86.
84 Eduard Müsebeck, Die Benediktinerabtei St. Arnulf vor Metz in der ersten Hälfte des
Mittelalters, in: Jb. d. Gesell, f. lothr. Gesch. u. Altertumskde. 13 (1901) S. 232 Nr. 6:... Sig¬
num primicerii Adelberonis; S. Richeri archidiaconi; S. Gervoldi archidiaconi; S. Uodelrici
archidiaconi; S. Johannis aerarii (undatiert, von Müsebeck zu etwa 1088 gestellt, doch ist hier
der Archidiakon Ruoselin noch nicht genannt, der bereits 1084 vorkommt, vgl. unten Anm.
85. Diese Urkunde für St. Arnulf muß also zwischen 1073 und 1084 datiert werden). -
Cal met (wie Anm. 53) Preuves Sp. 395 (obgleich mit dem Inkarnationsjahr 1090 datiert,
hier irrtümlich zu a. 991 gestellt!),Eduard Müsebeck, Zoll und Markt in Metz in der ersten
Hälfte des Mittelalters, in: Jb. d. Gesell, f. lothr. Gesch. u. Altertumskde. 15 (1903) S. 28: ...
Adalbero archidiaconus. Gervoldus archidiaconus. Ruocelinus archidiaconus. Matfridus archi¬
diaconus ... Zur Sache (Translation des hl. Clemens) vgl. de Gaiffier, SS. Clément de
Metz et Caddroë (wie Anm. 75) S. 37-41, zur materiellen Entschädigung für St. Clément vgl.
Jean Luc Fray., Recherches sur la seigneurie banale au XIIe siècle, d’après le vocabulaire
des actes des Évêques de Metz (1058-1210), in: Publications de la Section Historique de
l’Institut G.-D. de Luxembourg 102 (1986) S. 79 Nr. +5. Allerdings ist nur eine der beiden
Fassungen gefälscht; die Entschädigung wurde bereits 1123 von Kalixt II. bestätigt, vgl. Georg
Wolfram, Ungedruckte Papsturkunden der Metzer Archive, in Jb. d. Gesell, f. lothr.
Gesch. u. Altertumskde. 15 (1903) S. 279 Nr. 1. - Cart. Gorze Nr. 140 S. 247 zu 1095 unter
Bischof Poppo nach den Äbten: Adalbero, archidiaconus; Emicho, archidiaconus; Rotcelinus,
archidiaconus; Arnulfus, thesaurarius, vgl. Parisse, Les règlements d’avouerie (wie Anm.
63) S. 163 Nr. 17.
85 Cart. Gorze Nr. 146 S. 256; geistliche Zeugen: Adelbero archidiaconus; Hecelinus clericus;
Herrandus, Andreas, Heribertus, Hameredus, presbiteri. Bereits ein Gütertausch, der 1084
zwischen St. Arnulf in Metz und St. Kunibert in Köln über dem Altar von St. Arnulf abge¬
schlossen wurde, wobei der Metzer Rucelinus archidiaconus anwesend war, Dedicationes
ecclesiae S. Arnulfi (Petit cartulaire de St. Arnould), ed. Georg Waitz, MGH SS 20, Han¬
nover 1879, S. 548 Z. 43, vgl. Die Regesten der Erzbischöfe von Köln im Mittelalter 1, bearb.
v. Friedrich Wilhelm Oediger (Publ. d. Gesell, f. Rhein. Gesch., 21/1), Bonn 1954 S. 350
Nr. 1160, setzt voraus, daß dieser Archidiakon für die betroffenen Dörfer Wahlen, Mallingen,
Kerlingen und Kedingen zuständig war. Von diesen lagen nur Kedingen und Wahlen in der
alten Diözese Metz und im Archidiakonat Marsal, ersteres nahe bei der Grenze zum Erzbis¬
tum Trier, wo die beiden anderen genannten Orte dem Archidiakonat Tholey angehörten,
vgl. N. Dorvaux, Les anciens pouillés du diocèse de Metz (Mémoires de la société
d'archéologie et d’histoire de la Moselle, 18), Nancy 1902 S. 159, 164f., S. 685f. Rucelin war
also für das nachmalige Archidiakonat Marsal zuständig. Er ist von einem späteren Archidia¬
kon Rocelin zu unterscheiden, der 1137/38 bezeugt ist und vorher, 1133-37, als Metzer Kano¬
niker genannt wird, vgl. Étienne de Bar 1120-1162, ed. Michel Parisse (Actes des princes
lorrains, 2e série: Princes ecclésiastiques 1 B - préédition), Nancy o.J. S. 77 Nr. 33, S. 87 Nr.
39, S. 90 Nr. 40, S. 97 Nr. 42; auch Cart. Gorze Nrn. 156,163,171,180,182.
86 Zum Verhältnis von ,Carta‘ und ,Notitia‘ allgemein vgl. Heinrich Fichtenau, Das Urkun¬
denwesen in Österreich vom 8. bis zum frühen 13. Jahrhundert (Mitteilungen des Instituts für
österreichische Geschichtsforschung, Ergänzungsband 23), Wien, Köln, Graz 1971 S. 73-80.
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