ein Mittel-Turm vorangestellt, dessen kubische Untergeschosse ins Oktogon der
Glockenstube übergeleitet wurden.
Bei der katholischen Pfarrkirche St. Jakob in Saarbrücken kommt mit dem Pader-
borner Dombaumeister Arnold Güldenpfennig 1887 ein wieder auswärtiger Architekt
im Saargebiet zum Zuge. Die dreischiffige neogotische Hallenkirche mit dem mittig
vor dem Baukörper stehenden Turm ist sein Werk, während die Chorpartie 1906
durch den Saarbrücker Architekten Moritz Gombert erweitert wurde.14 15 (Abb. 2).
Mächtige Rundpfeiler trugen die gotischen Gewölbe. Im Inneren fehlen nun durch
Kriegseinwirkung Pfeiler und Gewölbe. Innerhalb der erhaltenen Außenmauern
wurde durch Aufbringung einer Flachdecke ein riesiger Saalraum geschaffen. -
Bemerkenswert ist die Stellung des durch seine Eckrundungen im Obergeschoß massiv
wirkenden Turmes: er steht mittig vor der Fassade, ohne auf die Ecksituation an einer
Straßenkreuzung Rücksicht zu nehmen, was dann im letzten Jahrzehnt des Jahrhun¬
derts immer mehr Brauch wird. - Mit Güldenpfennig tritt ein eigener Stil auf, der sich
schon in der Wahl des Steinmaterials zeigt; Gombert hat sich dem in seiner
Erweiterung angepaßt.
Die evangelische Kirche zu Bexbach15 (1888-1889) zeigt eine Formensprache, wie
man sie im „preußischen“ Saarland schwerlich findet. Überhaupt sprechen die Kirchen
des Saar-Pfalz-Kreises insgesamt eine durchaus andere stilistische Sprache. Das hängt
damit zusammen, daß dieser Distrikt zur evangelischen Landeskirche in der Pfalz
resp. zum Bistum Speyer und ehemals zum Königreich Bayern gehört(e). So ist man in
der Wahl der Architekten anders orientiert. - Dies zeigt sich schon darin, daß der
Architekt für die evangelische Kirche zu Bexbach, Prof. Ludwig Levy, aus Karlsruhe
kommt. Der Baukörper bietet sich in einer fast skurrilen Mischung von Neoromanik
14 Handbuch (wie Anm. 3), S. 728. 100 Jahre Pfarrkirche St. Jakob Saarbrücken. 1887-1987.
Beiträge zur Geschichte von Kirche und Gemeinde. Hg. vom Kath. Pfarramt St. Jakob
Saarbrücken, 1987, S. 17-21. Die Abbildung auf S. 21 zeigt die Kirche vor der Veränderung
durch Gombert (ein seltenes Photo!). - Zu Arnold Güldenpfennig (1830-1908): Thieme-Bek-
ker, Künstlerlexikon XV, S. 198; Die Christliche Kunst II, 1905/06, S. 112-116. - Da über
den Saarbrücker Architekten Moritz Gombert bisher noch keine Daten im Zusammenhang
veröffentlicht zu sein scheinen, sei hier einiges niedergelegt. Die Informationen sind bezogen
aus dem Handbuch des Bistums Trier, das systematisch durchgesehen wurde. Außerdem
haben eine noch lebende Tochter von M. Gombert (Frau Hoferer) und ein noch lebender
Sohn, Dr. Hermann Gombert, Freiburg i. Br., wertvolle Daten beigesteuert. - Geboren
10. 5. 1874 in Fritzlar, gestorben 14. 5. 1954 in Saarbrücken. Moritz Gombert war Schüler
von Prof. Karl Schaefer (Karlsruhe), dann Architekt am Erzbischöflichen Bauamt in Karlsru¬
he; selbständiger Architekt in Saarbrücken. Kirchen nach Plänen M. Gomberts: 1906/07
Saarbrücken St. Jakob, Erweiterung; 1910/11 Sulzbach-Altenwald; 1910 Sulzbach-Hühner¬
feld; 1912 Stennweiler; 1912 Fischbach-Camphausen; 1926 Kirche und Kloster der Oblaten¬
patres in Saarbrücken-Rotenbühl; 1927 Wahlen, Erweiterung; 1929 Kirche St. Antonius und
Franziskanerkloster in Saarbrücken-Rastpfuhl; 1936 Rentrisch. — Außerdem hat M. Gombert
viele Krankenhäuser für die Franziskanerinnen von Waldbreitbach gebaut: im Saarland, Trier,
Koblenz-Moselweiß, Neuwied, auf dem Hunsrück (?). - Die Erstfassung des Schaum¬
berg-Denkmals ist ein Werk M. Gomberts. Pläne für den Wiederaufbau von Kloster (?) und
Kirche Himmerod.
15 Klewitz (wie Anm. 7), S. 253. - Dehio, S. 105. - B. H. Bonkhoff, Die Kirchen im
Saar-Pfalz-Kreis. Saarbrücken, 1987, S. 62 f. - Zu Architekt Ludwig Levy: Thieme-Becker
XXIII, S. 159 f., ferner: K. Nohlen, Baupolitik im Reichsland Elsaß-Lothringen 1871-1918.
Die repräsentativen Staatsbauten um den ehemaligen Kaiserplatz in Straßburg. Berlin 1982,
siehe Register, besonders: S. 253 f.
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