Full text: Das Saarrevier zwischen Reichsgründung und Kriegsende

Franz J. Ronig 
Der Kirchenbau im Saarland in der Zeit von 1870 bis 1918 
(Nachschriftliches Resümee) 
Zweifellos sind die Jahrzehnte von 1870 bis ca. 1918 in vielfacher Hinsicht - so auch 
im Blick auf den Kirchenbau - interessant. Wir finden hier eine sehr hohe Zahl von 
Neubauten, verglichen mit den Bauten in den Jahrzehnten vorher oder gar in den 
Jahren des ersten Weltkrieges und der Zeit danach. Eine im Vorfeld dieses Vortrages 
erstellte Statistik der im jeweiligen Jahr begonnenen Bauten (die selbstverständlich 
noch keinen Anspruch auf Endgültigkeit haben kann) zeigt ein langsames Anwachsen 
der Zahlen von 1870 bis 1887, dann ein steiles Emporschnellen 1888 (90). Von 1890 
bis 1912 bleiben die Zahlen hoch (mit einigen tiefen Tälern; das Mittel müßte 
angegeben werden!), um dann ab 1913 wieder abzufallen. Während 1914 noch 
3 Kirchen begonnen werden, ist man 1915 bis 1920 auf dem Nullpunkt. Nur 1916 
wurde eine neue Kirche in Angriff genommen. Der Unterschied in den Konfessionen 
schlägt sich in der Statistik deutlich nieder: der weitaus größte Teil aller Umbauten 
dient dem katholischen Kult. 
Die Ursache dieses Aufsteigens der Kirchbauzahlen liegt im Anwachsen der Bevölke¬ 
rung, was wieder seine Ursache in der industriellen Entwicklung hat. Hier sei auf die 
einschlägigen Untersuchungen und auch die anderen Vorträge der Tagung hingewie¬ 
sen.1 
An einem ländlichen Beispiel, das durch andere städtischere noch weit übertroffen 
wird, kann diese Entwicklung dargestellt werden: die Gemeinde Eppelborn wies 1828 
1 482 Seelen auf, 1856: 2 147, 1882: 2 826 - was eine Verdoppelung bedeutet.2 
Andere Orte entstanden quasi aus dem Nichts. 
Über die Finanzierung der Kirchenbauten liegen noch nicht genügend Einzeluntersu¬ 
chungen vor, so daß eine abschließende Beurteilung derzeit nicht möglich ist. Man 
wird die vielen Pfarrarchive durcharbeiten (Rechnungen, Beschlüsse, Genehmigungen 
etc.) und außerdem die lokalen Festschriften konsultieren müssen, die bibliographisch 
nur schwer zu ermitteln sind, da sie fast ausnahmslos zur sogenannten „Grauen 
Literatur“ gehören. Eine Erforschung dieser Sachlage ist ein ausgesprochenes Deside¬ 
1 H. Klein, Die Saarlande im Zeitalter der Industrialisierung, in: Zeitschrift für die Geschichte 
der Saargegend. 29, 1981, S. 93-121. - W. Läufer, Bevölkerungs- und Siedlungsgeschichtli¬ 
che Aspekte der Industrialisierung an der Saar, in: ebd. S. 122-164. - J. Karbach, Bevölke¬ 
rungszahlen des Saarlandes 1800 bis 1910, in: ebd. 34/35, 1986/87, S. 186-275. - 
W. E. Pinzka, Kirchenbau im Saarrevier, in: Saarheimat 1988, S. 272-275 (I); 1989, 
S. 13-15 (II), S. 33-37 (III). 
2 Die Pfarrei St. Sebastian Eppelborn. Erinnerungsschrift anläßlich der Renovierung der Pfarr¬ 
kirche und der Weihe der neuen Orgel am 28. Oktober 1984. Hg. von der katholischen 
Kirchengemeinde St. Sebastian Eppelborn 1984, S. 28-32. - Läufer (wie Anm. 1), S. 162: 
Arbeitereinzugsgebiete, 6. Zeile. 
2aPinzka (wie Anm. 1), passim. 
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