Full text: Das Saarrevier zwischen Reichsgründung und Kriegsende

Von den übrigen Brigadieren - meist reaktivierte Stabsoffiziere, oft Kommandeure 
heimischer Regimenter, wie General Karl Hildebrandt,84 1908 Oberst des Saarburger 
97. Infanterieregiments, 1914 Landsturminspekteur - verdient Freiherr Heinrich 
v. Steinaecker (1850-1926),85 der 1916 in Bitsch die stellv. 59. Infanteriebrigade mit 
Festungskommandantur und Truppenübungsplatz übernahm, insofern Beachtung, als 
der gebürtige katholische Trierer, nachdem er 1911 als Generalleutnant und Kom¬ 
mandant der Festung Posen in Pension ging, sich aktiv als Vertreter der gewerk¬ 
schaftsfeindlich konservativen Richtung in der Zentrumspartei betätigte und schon 
1912 für den Trierer Wahlkreis in den Berliner Landtag einzog. Als Zentrumsadliger 
sicher dem annexionistischen Siegfriedensflügel der Partei verbunden und Partner der 
rechtsextremen Deutschen Vaterlandspartei, kandidierte er im Februar 1918 bei einer 
Ersatzwahl im Wahlkreis St. Goar für den Reichstag, unterlag jedoch einem in der 
Kriegswohlfahrt tätigen katholischen Gemeindepfarrer, was nicht nur im rheinischen 
Zentrum Aufsehen erregte. 
Die außerordentlichen Kriegsgerichte waren vorwiegend mit dienstverpflichteten und 
eingezogenen Ziviljuristen besetzt. Erwähnt seien der Saarbrücker Landgerichtsdirek¬ 
tor Dr. Richard Palm, Gerichtsreferent im Korpsstab,86 und sein Kollege Landrichter 
Otto Andres (geb. 1874), zuletzt Oberkriegsgerichtsrat, der auch als Korpsjustitiar 
fungierte und später im Saarabstimmungskampf u. a. als Vorsitzender des Bundes der 
Saarvereine im Reich (1922-1933) bekannt wurde.87 
Eine Art Karrierefrau besaß die Kriegsamtsstelle in der Lyzealoberlehrerin Anna 
Rawengel (1878-1932), evangelischer Saarbrückerin aus pommerscher Beamtenfami¬ 
lie, die (¿er Frauenabteilung Vorstand und dazu von der Frauenreferentin im Kriegs¬ 
amt, Elisabeth Lüders (1878-1966), 1961 Alterspräsidentin des Bundestags, „ausge¬ 
84 Vgl. zu Hildebrandt Rangliste 1908, ER S. 698, Adreßbuch 1918, Mitt. Dr. Jacoby. - Die 
1914 i. d. R. als Obersten wiederverwendeten Brigadiere wurden 1916 Generalmajore, einige 
(Hildebrandt, Seederer, v. Stuckrad) noch Gen.-Leutnants, d. h. Exzellenzen. 
85 Zu v. Steinäcker, dienstälteste Exzellenz im Korps, vgl. Lasch (wie Anm. 3) S. 349 f., Rang- 
u. Dienstalterslisten, Handbuch über den kgl. preuß. Hof u. Staat, 1912-1914, H. Dressei, 
Die polit. Wahlen in der Stadt Trier u. den Eifel- u. Moselkreisen 1888-1913, 1962, 
S. 211 ff., H. Romeyk, Die polit. Wahlen im Reg.-Bez. Koblenz 1898-1918, 1969, 
S. 376 ff., 489, F.-J. Schmillen, Revolution u. Rätebewegung 1918/19 im Rheinland, 1980, 
S. 20, R. Lewinsohn, Das Geld in der Politik, 1930, S. 34 f. - Sein Widerpart, Pfr. Greber, 
beriet im November den Koblenzer ASR (H. Metzmacher, Der Novemberumsturz 1918 in 
den Rheinlanden, in: AnnHVNiederrh. 168/169, 1967, S. 135-265, hier S. 195 ff.). 
86 Dr. Palm, 1910 nach Saarbrücken versetzt, war bis zur Auflösung des außerordentlichen 
Kriegsgerichts Saarbrücken im Nov. 1918 dessen Vorsitzender (als Zivilist?) u, Unterzeichnete 
verschiedentlich „Von Seiten des Gen.-Kdos. - Für den Chef des Stabes - auf Befehl“ (Amtl. 
Nachr. f. d. Kreis Saargemünd 1918 S. 53, Saarkalender 1923 S. 140, Adreßbücher, Mitt. 
Dr. Jacoby). 
87 Zu dem aus Kirn gebürtigen Andres, 1911 von St. Wendel nach Saarbrücken versetzt, vgl. 
Mitt. Dr. Jacoby, Adreßbücher, Saarkalender 1929 S. 30, Jacoby (wie Anm. 52) S. 36, 
Fricke (wie ebd.). 
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