Full text: Das Saarrevier zwischen Reichsgründung und Kriegsende

ker der BASF in Ludwigshafen, der freiwillig das Saarbrücker KAST-Referat A 4 
(Chemische Industrie} mitbetreute.66 
Am Ende des Planes, was nichts über den Stellenwert besagt, rangiert die Kriegsamts¬ 
nebenstelle (KANST) Diedenhofen mit Hinweis auf einen eigenen, leider verscholle¬ 
nen Büroplan. Daß das Diedenhofener Revier, Konkurrenzareal der Montanmagnaten 
de Wendel, Thyssen, Klöckner, Röchling, Stumm, ARBED u. a. m., das mit dem als 
Kriegsziel begehrten Erzbecken von Briey - seit Herbst 1914 unter „Schutzverwal¬ 
tung“ des Gouvernements Metz stehend67 - und der luxemburgischen Industriezone 
eng verflochten war, nicht zur Metzer KÄST68 kam, sondern eine Saarbrücken 
nachgeordnete, für den Kommandanturbereich zuständige Nebenstelle erhielt, hatten 
sicher die zur „Südwestlichen Gruppe deutscher Eisenindustrieller“ vereinigten Saar¬ 
unternehmer durchgesetzt, die wie Röchling, Stumm und ARBED den Großteil des 
66 Laut Mitt. des HSTA München, Abt. IV-Kriegsarchiv, v. 19. Okt. 1989 (aus dem Personal¬ 
akt OP 27 292), war er vom 7. Jan. 1917 bis 25. Nov. 1918 „Verbindungsoffizier der 
KANST Ludwigshafen mit Sitz in Saarbr.“; der bis 1931 im BASF-Hauptlabor tätige 
Chemiker (Unternehmensarchiv der BASF vom 13. Sept. 1988), gebürtiger Zweibrücker, 
vertrat damit zugleich den für die Rheinpfalz als Militärbefehlshaber fungierenden Komman¬ 
deur der stellv. 6. bayer. Inf.-Brig. Landau (W. Volkert, Handbuch der bayer. Ämter, 
Gemeinden u. Gerichte, 1983, S. 382 ff.), was im Hinblick auf die überregionalen Saarbrük- 
ker Unternehmer- wie Gewerkschaftsverbände (etwa Südwestliche Gruppe des Vereins Dt. 
Eisen- u. Stahlindustrieller (vgl. hier F. Hellwig, Die Saarwirtschaft u. ihre Organisationen, 
1939, S. 60 ff.), oder Gewerkverein christl. Bergarbeiter, Geschäftsstelle für Saarrevier, 
Westpfalz u. Eis.-Lothringen) zu beachten ist. - Nicht weiter führt hier die Ende 1990 vom 
Institut für pfälz. Gesch. publizierte, breit angelegte Diss. von H. Thalmann, Die Pfalz im 
Ersten Weltkrieg, die - enttäuschend bei der Quellenfülle - weder auf die Zuständigkeiten 
der einzelnen Mil.-Befehlshaber, des kdr. Gen. des stellv. bayr. II. AK in Würzburg, des 
vorgenannten Brig.-Kdrs. u. des Gouv. der Fest. Germersheim, eingeht, noch deren Behörden 
u. nachgeordneten Ämter samt Kompetenzen u. Führungspersonal vorstellt, etwa die KÄST 
Würzburg mit der unterstellten KANST Ludwigshafen, die u. a. die pfälz. Rüstungsindustrie 
koordinierte. 
h~ Das vor allem von der dt. Montanindustrie als Kriegsbeute beanspruchte Erzbecken 
Briey-Longwy stand unter sogen. „Schutzverwaltung“ des Gouvernements Metz (Klein Bd. 1 
S. 356 ff., Bd. 2 S. 143 ff., 767 ff., Deist S. 781, 863, 1146, Dieckmann S. 68 - wie oben 
Anm. 6, 10, 11), das einen Offizier seines Stabes zum „Landesdirektor“ bestellte - nachweis¬ 
lich Mai 1917 bis April 1918 Hptm. Liebermann, vermutlich identisch mit dem Colmarer 
Geh. Reg.-Rat Ernst Liebermann (zu Verordnungsblatt der Verw. des Gouvernements Metz 
f. d. besetzte Gebiet von Longwy u. Briey S. 89, 109 vgl. Adreßbuch f. d. Eis.-Lothringer im 
Reich, 1920, S. 155). Zur Ausbeutungspraxis durch Spezialeinheiten 1917/18 vgl. die m. W. 
erstmals den Terminus Ausschlachten im technischen Sinne gebrauchenden Jahresberichte des 
Beauftragten des Kriegsministeriums 4 (MA Potsdam W 10/50459) u. dazu Cron, Organisa¬ 
tion (Anm. 10) S. 163 f., Röchling (Anm. 36) S. 45 ff. sowie M. v. Gailwitz, Erleben im 
Westen, 1932, Bd. 2 S. 443 ff., der angebl. Betriebssprengungen durch die Rohma-Ges. (dazu 
Dieckmann ebd.) unterband. - Nicht zur „Schutzverwaltung“ gehörten die 1914 dem 
Gouvern. Metz inkorporierten Ornetalorte Homecourt, Moutiers, Auboue, Joeuf (Bodenstein 
(Anm. 9) S. 33 u. ö.). Instruktiv ist die Karte zum frühen Sarlorlux-Raum bei W. Kohlmann, 
Bergbau u. Hüttenwesen, in: A. Ruppel (Hg.), Lothringen u. seine Hauptstadt, 1913, 
S. 197 ff. Bergrat Kohlmann leitete zeitweise die „Schutzverwaltung“ (Klein (Änm. 11) Bd. 2 
S. 143, 148). 
68 Die KÄST Metz (Lit. wie Anm. 56 u. Deist S. 524, 566) umfaßte den Gouvernementsbereich 
samt den vorgenannten Ornetalorten u. dem im Juni 1917 von der KANST Diedenhofen 
abgetretenen, zur Thyssen-Hütte gehörenden Areal bei Hagendingen (KA-Mitt. Nr. 1 S. 12, 
Nr. 18 S. 8). Als Vorstände sind zu belegen: Gen.-Maj. a. D. Bahn, ehern. Metzer Fußartille¬ 
rist u. Inspekteur der technischen Institute der Artillerie in Potsdam (noch April 1917 - MA 
Potsdam Pr 212841/1, ER S. 698), Gen.-Maj. Dahlmann, zuletzt Chef der Geschützgießerei 
Potsdam (ER S. 701), u. Juli 1947 ein offenbar aktiver Hptm. v. Harbou (KA-Mitt. Nr. 22 
S. 11), wohl Bodo v. H. (1880-1944), später Maj. i. G. (ER S. 13). 
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