wurde der bislang in Straßburg im Ruhestand lebende General der Kavallerie z. D.
Walther v. Moßner (1846-1932), der es bis Januar 1918 blieb. Als Chef des Stabes
amtierte bis Kriegsende der seit 1894 in Saarbrücken ansässige Kavallerieoberst z. D.
Carl Seederer (1846-1931), ebenfalls ein reaktivierter Dispositionsoffizier.25
Eine nicht unerwartete Entwicklung - mit allerdings erheblichen Auswirkungen auf
das neue Saarbrücker Generalkommando - löste die Mobilmachung beim Metzer
Nachbarkorps aus. Einmal traten der Gouverneur der Festung Metz, des stärksten
deutschen Waffenplatzes im Westen,26 und der Kommandant der Nachbarfestung
Diedenhofen27 als gleichberechtigte immediate Militärbefehlshaber neben den kom¬
mandierenden General des XVI. Armeekorps, General der Infanterie Bruno v. Mudra
(1851-1931); zum andern unterblieb laut Mobplan die Aufstellung eines stellvertre¬
tenden Generalkommandos28 für den außerhalb der Festungsbereiche Metz-Diedenho-
fen bleibenden Teil des Korpsbezirks, der aus den lothringischen Kantonen Busendorf
(Kreis Bolchen) und St. Avold (Kreis Forbach) und den preußischen Landkreisen
Saarlouis, Merzig und Saarburg/Rhld. bestand. Er wurde spätestens am 8. August,
als das aktive Korps zur 5. Armee westlich Diedenhofen ins Feld gerückt war,29 dem
Saarbrücker Generalkommando unterstellt, fand jedoch seinen regionalen Mittel¬
punkt in der bis 1815 französischen, erst 1894 desarmierten Festungsstadt Saarlouis,
die weiterhin eine starke Garnison mit höheren Stäben (stellvertretende 86. Infante-
25 Zu ihnen siehe unten S. 167 f.
26 Gouverneure von Metz waren zunächst Generalleutnant v. Winterfeld (1914 Nov. verstor¬
ben), vom 9. Aug. bis 28. Sept. 1914 Gen. der Inf. Adolf v. Oven, dann der als dessen
Stellvertreter amtierende Gen. der Art. z. D. Pelkmann, vom 12. Mai 1915-22. Sept. 1918
wieder v. Oven, ab Mai 1917 zugleich Führer der Korpsgruppe Metz, vom
23. Sept.-Nov. 1918 Generalleutnant Arnold Lequis (1861-1949), ebenfalls Führer der Grup¬
pe Metz (vgl. H. Möller, Gesch. der Ritter des Ordens pour le mérite, 1935, Bd. 1 S. 660 ff.,
Bd. 2 S. 59 ff., 101 ff., Ehren-Rangliste des ehern, dt. Heeres (zitiert: ER), 1926, S. 98 f.,
147, 693, Bodenstein (wie Anm. 9) passim. Als Chef des Gen.-St. beim Gouv. begegnen
1914 Oberst Ernst Kabisch, dann Gen.-Lt. z. D. Kempf (ER S. 98, 321, 695). Festungskom¬
mandant u. als solcher für die Sicherheit u. die Zivilverwaltung zuständig war offenbar auf
Kriegsdauer Gen.-Lt. v. Ingersleben (Rangliste 1914, S. 132, ER S. 98). Vgl. dazu
allgem. Deist (wie Anm. 6) S. XL ff., 1335, ders. (wie Anm. 9), S. 228 ff., Cron, Organisa¬
tion, S. 180 ff., ders., Gesch., S. 237 ff. (wie Anm. 10). Zum inneren u. äußeren bzw.
erweiterten Festungsbereich vgl. Bodenstein (Anm. 9) passim, Deist (wie Anm. 6) S. 25,
Zentralblatt f. d. Dt. Reich 43, 1915, S. 147 u. Karte im Anhang. - F. Roth, La Lorraine
annexée, Nancy 1976, berücksichtigt S. 593-653 (Quatre ans de dictature militaire 1914/18)
die militär. Grundstruktur, auch die Organisation der Kriegswirtschaft (KÄST Metz, KANST
Diedenhofen), zu wenig, so daß seine Ausführungen hier der Ergänzung u. Überprüfung
bedürfen (u. a. wird die Korpszugehörigkeit des Kantons Busendorf u. der Kreise Chateau-Sa-
lins u. Saarburg falsch angegeben, u. die Zwangsevakuierung von 12 000 Metzer Ortsarmen
nach Hessen (Lothr. Volksstimme v. 19., 20., 26., u. 27. Aug. 1914) übersehen. Instruktiv
die Auswahl von Fotos, Plakaten u. Verordungen bei L. Michaux, La Lorraine pendant la
guerre (1914-1918), Metz 1988. Allgem. ist hinzuweisen auf H.-U. Wehler, Krisenherde des
Kaiserreichs, 1979, S. 62 ff. (mit weiterer Lit.).
27 In Diedenhofen fungierten als Festungskommandanten u. selbständige Militärbefehlshaber
(dazu Deist u. Cron wie Anm. 26) 1912-1917 Gen.-Lt. v. Lochow, dann bis Nov. 1918
Gen.-Lt. v. Conta (Ranglisten 1913, 1914, ER S. 95, 479). Zum Fest.-Bereich vgl. Karte im
Anhang, Lit. wie Anm. 26 u. Stieghan (wie Anm. 3) S. 51 ff., 57 ff., 65 f., 69 f., 183 ff. zur
Armierung.
28 Mob-Plan (wie Anm. 23) S. 13 f., 17 u. passim.
29 Bekanntmachung des Gen. Bruno v. Mudra v. 8. Aug. in der Presse (Lothr. Volksstimme v.
11. Aug. 1914). Vgl. dazu Deist (wie Anm. 6) S. 1403.
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