tische Grundton in der Weltkrieg-I.-Betrachtung ausklang und nicht zuletzt unter dem
Eindruck des abermaligen militärischen und politischen Debakels des Deutschen
Reiches vor allem die jüngere Historikergeneration die schonungslose Offenlegung der
inneren Ursachen des Novemberzusammenbruchs betrieb und sich dabei vornehmlich
mit der Veränderung des Wirtschafts- und Sozialgefüges aufgrund des mehrjährigen
Kriegszustands und mit seinem Einfluß auf die Entwicklung der Gewerkschaften,
Parteien oder des Parlamentarismus befaßte. Es genügt hier hinzuweisen auf Fritz
Fischer, Gerald D. Feldmann, auf das dreibändige Werk der Berliner Akademie der
Wissenschaft, „Deutschland im Ersten Weltkrieg 1968/69“, auf Jürgen Kocka und
Wilhelm Deist.11 Sie - und nicht zuletzt Deists grundlegende Quellenpublikation
Militär und Innenpolitik, 1970 - sorgten mit dafür, daß das Interesse an der
Darstellung der Interdependenz militärischer, ziviler, ökonomischer und sozialer
Faktoren auf Verlauf und Ausgang dieses Krieges unvermindert anhält und auch die
Rolle der Militärbefehlshaber in der Heimatfront weiter ausgeleuchtet wird, - so in
den Untersuchungen von Gunter Mai, Ernst Heinrich Schmidt, Hans-Ulrich Ludewig,
Hermann Schäfer und Klaus Peter Müller, letztere beide über die Entwicklung in
Baden.12
Angesichts der jüngsten regionalbezogenen Arbeiten erstaunt es eigentlich, daß bisher
kein einziges der über 40 stellvertretenden Generalkommandos und Gouvernements
eine spezielle monographische Abhandlung erfuhr,13 auch dort nicht, wo die Quellen¬
lage relativ gut ist, wie bei dem XIII. Armeekorps in Stuttgart, dem XIV. in
Karlsruhe, den drei bayerischen in München, Nürnberg, Würzburg und den beiden
sächsischen Korps, dem XII. in Dresden und dem XIX. in Leipzig. Daß ich dies am
Beispiel Saarbrückens nicht nachholen kann und will, wurde bereits gesagt. Zudem
bin ich kein aktiver Militärhistoriker, allenfalls - um im Bilde zu bleiben - einer des
Landsturms oder der Armierungstruppe. So bleibt es halt bei dem Versuch, die
Strukturen, Zuständigkeiten und die Tätigkeit des kurzlebigen Saarbrücker stellvertre¬
tenden Generalkommandos, mit dem das Metzer ab 1914 uniert war, so gut es geht
anzureißen.
2. Militärhistorische Übersicht
Im Zuge der Heeresreform nach den Freiheitskriegen gliederte Preußen 1816/20 seine
Friedensstreitmacht in 8 aktive Armeekorps - nach napoleonischem Prinzip selbstän¬
11 F. Fischer, Griff nach der Weltmacht, 1964, G. D. Feldmann, Armee, Industrie u. Arbeiter¬
schaft in Deutschland 1914-1918, 1985 (dt. Ausg. von Army, Industry and Labour in
Germany 1914-1918, 1966), F. Klein (Hg.), Deutschland im Ersten Weltkrieg, 3 Bde.,
1968/69, J. Kocka, Klassengesellschaft im Krieg, 1973, W. Deist, Armee u. Arbeiterschaft
1906-1918, in: Francia 2, 1974, S. 458-481 sowie dessen Quellenpublikation (wie Anm. 6) u.
sein in Anm. 9 genannter Beitrag.
12 G. Mai, Burgfrieden u. Sozialpolitik 1914/15, in: Militärgeschichtl. Mitt. 21, 1975,
S. 21-50, E. H. Schmidt, Heimatheer u. Revolution 1918, 1981, H.-U. Ludewig, Das
Herzogtum Braunschweig im Ersten Weltkrieg, 1984, H. Schäfer, Regionale Wirtschaftspo¬
litik in der Kriegswirtschaft, 1983, K.-P. Müller, Organisation, Themen u. Probleme der
Volksaufklärung in Baden 1914-1918, in: ZGO 134, 1986, S. 329-358.
13 Derzeit bearbeitet U. Marwitz, Bundeswehr-Univ. Hamburg, das Thema „Die bayer, stell¬
vertretenden Generalkommandos“ (War and Society Newsletter 17, 1989, S. 38). Beim Hist.
Seminar der Univ. Münster läuft 1t. Mitt. von Herrn Christoph Irzik eine Arbeit über das
Stellv. VII. AK. Zur Pfalz vgl. unten Anm. 66.
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