dieser Variante im Saar-Mosel-Raum (vgl. Abb. 4) ist aller Wahrscheinlich¬
keit nach auf einen Prozess des analogischen Ausgleichs zurückzuführen. Das
Wort kommt im Saar-Mosel-Raum auch in Siedlungsnamen vor:
Saint-Jean-Rohrbach (F, Moselle, con Sarralbe): 1411 or. frz. a Sainct Jehan
Rorebech preis de putelange (AD MM B 580 Nr. 78), 1411 kop. 17. Jh. frz. a
Sainct Jehan Rorebech preis de putelange (AD MM B 661 Nr. 10) < germ.
*rauza- n. ,(Schilf)-Rohr‘ + germ. *bakjö f. ,Bach, fließendes Gewässer4 (vgl.
oben die Belege aus den Weißenburger Urkunden).
Sonst ist das Lemma in historischen Flurnamen des Saar-Mosel-Raums be¬
reits im 13. Jahrhundert belegt.
Im lothringischen Teil des Untersuchungsgebiets kommen vereinzelt auch
sekundäre Siedlungsnamen auf -bais < *baki vor, die für das romanophone
Lothringen charakteristisch sind:27 vgl. Puttigny (F, Moselle, con Château-
Salins) 1370 frz. or. on baix de wereulfosse (LA Sb Heimstatt Nr. 60),
Haboudange (F, Moselle, con Château-Salins) 1723 frz. or. proche breybaise
(AD Mos G 1 10). Es handelt sich jedoch hier um ein Gebiet, das in der Frü¬
hen Neuzeit romanisiert wurde.
Flurnamenbelege wie in Albestroff: amtl. Devant surbeck, Surbeck
[sun'bek], in Flétrange: amtl. Heltzenbeck ['hilsanbek] sind vom Französischen
her (Lautersatz [k] für [x]) beeinflusst (beke f. .Bach4 ist in galloromanischen
Ortsnamen in der Wallonie, in der Champagne, Lothringen, Isle-de-France
nachzuweisen, vgl. dazu Gamillscheg 1970, 91). Interessant sind solche
Flurnamenbelege, die an der Sprachgrenze Vorkommen, wie in Langatte /
Langd: amtl. Bei hitschenbeck ['hitjobeç], 1739 frz. or. auff hiitschen bäch:
Das Vorkommen bis an den Westrand der Vogesen deutet auf Reliktlage hin.
ln zusammengesetzten Namen kann sich das Wort zu -bich, -mich, -mech,
-moch abschwächen. Der Flurnamenbeleg in Kanfen: amtl. Houmich [hufrneç]
zeigt dieses Phänomen, wobei nicht immer eindeutig zu erkennen ist, ob die
abgeschwächte Form Bach oder Bech voraussetzt. Die Flurnamenbelege in
Volmerange-les-Mines: amtl. Delbich ['delbej] und in Sierck-les-Bains: amtl.
2 Vgl. die im sonstigen romanophonen Lothringen (F, Meurthe-et-Moselle) vorkom¬
menden sekundären Siedlungsnamen auf -bais < *baki, z. B.: Barbas (con Blämont):
1186 kop. Barbes, 1195 kop. Barbais, 1256 kop. Barbay, 1328 or. Barbaye, 1358
or. Barba, 1380 or. Berbaix, 1506 or. Berba, < germ. Personenname Baro + *baki
.Bach'; Repaix (ebd.): 1140 kop. de Raspacio, 1311 or. Reppaix, 1324 or. Reppaix,
1378 or. Reppaix, 1433 or. Repaix, 1506 or. Repaix, < germ. *rauza- ,Schilfrohr' +
*baki. Belege bei Martina Puz: In pago Albense/Albechowa: Onomastische Refle¬
xe frühmittelalterlicher Mischsiedlung von Franken und Romanen im heute
romanophonen Lothringen, in: Peter ERNST/Isolde HAüSNER/Elisabeth Schuster/
Peter Wiesinger (Hgg.): Ortsnamen und Siedlungsgeschichte. Akten des Sympo¬
siums in Wien vom 28.-30. September 2000, Heidelberg 2002, 95-106. „Die
schwierig zu interpretierenden Formen -bais, -bas, usw., für fränkisch *baki setzen
vermutlich eine Grundlage mit unverschobenem [k] voraus“ (ebd., 103).
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