1983, 4-49; KLUGE 80). Es handelt sich dabei um ein sicheres ,Nordwort', das
man zusammen mit dem Femininum bach als „fränkische Leitwörter“
(FRrNGS/LERCHNER 1966, 48) ansehen darf.44* Das nur spärliche Vorkommen
dieser Variante im Saar-Mosel-Raum ist aller Wahrscheinlichkeit nach auf
einen Prozess des analogischen Ausgleichs zurückzuführen. Das Wort kommt
sowohl in Siedlungsnamen:
Saint-Jean-Rohrbach (F, Moselle, con Sarralbe): 1411 or. frz. a Sainct Jehan
Rorebech preis de putelange (AD MM B 580 Nr. 78); 1411 kop. 17. Jh, frz.
a Sainct Jehan Rorebech preis de putelange (AD MM B 661 Nr. 10);
< germ. *rauza- n. ,(Schilf)-Rohr' + germ. *bakjö f. ,Bach, fließendes Ge¬
wässer'
als auch in historischen Flurnamen vor:
Sarraltroff (F, Moselle, con Fenetrange / Finstingen): 13./14. Jh. or. dt. vff
der ricken Beche (AD MM H 2483); Sarre-Union (F, Bas-Rhin): 1403 or.
dt. in der Frinbeche (HERRMANN Saarwerden, 695 / AD BR 25 J Nr. 324);
Vittersbourg (F, Moselle, con Albestroff): 15. Jh. E. or. dt. uff der
Kelberbech (AD Meu 4 H 108 Nr. 14); Chäteau-Voue / Diirkastel (F,
Moselle): 1474 or. dt. vff der Ablassbeche (LA Sb Heimstatt Nr. 161);
Krettnich (Lkr. Merzig-Wadern): 1546 or. dt. in derKredenbech (AD BR E
5576 fol 25v); Sarralbe / Saaralben (F, Moselle): 1559 or. frz. an der
scheffen Beche (AD Mos 10 F 361); Manom (F, Moselle, con Yutz): 1561
or. dt. uff der Beche (A ChLagrange); Walsheim (Gde. Gersheim, Saar-
pfalz-Kreis): 1577 dt. vf der Bech (LA Sp Zwbr I A 1363/2 fol 17r).
Nach diesem Material zu urteilen befindet sich die Verbreitungsgrenze der
bech-Formen (im Gegensatz zu derjenigen der bach-Yovmen) innerhalb des
Untersuchungsraums. Die Kartierung der Belege zeigt, dass Bech im Norden
und im Süden vorkommt, wobei das Zentrum durch Neuerungen aus der Pfalz
aufgebrochen wird.
Ein weiteres Wort, das im Untersuchungsraum sowohl als Femininum wie
auch als Maskulinum oder Neutrum begegnet, ist Allmende < *algimeinida
(Nr. 37). Es ist klar, dass das Femininum die ursprüngliche Form repräsen-
49s Philipp 1906, 1907 und 1908 bietet einen ausführlichen historischen Überblick über
den Genuswechsel bei ,Bach‘ im gesamtdeutschen Rahmen. Vgl. zum Appellativ
Frings/Lerchner 1966, 39f.: „Am Niederrhein scheidet sich niederländisch¬
niederrheinisches beek f. von bach f. im Bereich der ik/ich-Linie; nach Süden er¬
streckt sich bach f. bis nach Lothringen-Elsaß, über die Pfalz bis in den Norden von
Baden-Württemberg, dann über das ganze Mitteldeutschland von Flessen bis Schle¬
sien. An der Grenze gegen die Niederlande erscheint gelegentlich bak f., im Ber-
gischen gegen Westfalen bääch f.“. Hochdeutsches bach ist Maskulinum, aber im
Mittelhochdeutschen weiterhin Femininum (besonders im mitteldeutschen Raum,
Lexer 1, 108f.).
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