im Koblenzer Raum entstanden.4 s Der Lautwandel breitete sich dementspre¬
chend von Westen in die nieder- und mittel fränkischen Gebiete aus4 ^ und er¬
fasste die niedersächsischen und schließlich auch die friesischen Mundarten.
Die These SCHÜTZFJCHELs stützt sich weiterhin auf die Annahme südnördli¬
cher Sprachströmungen, durch welche die -c/tf-Formen dann seit dem ausge¬
henden Mittelalter entlang des Rheins nach Norden zurückgedrängt wurden.
Auch das in Flurnamen des Saar-Mosel-Raums selten belegte Wort Schucht
m. ,Widerrist, Schulter (von Großtieren); Bergname', das mit nl. schoßt f./m.
zu vergleichen ist, zeigt den hier besprochenen Lautwandel (vgl. Namenartikel
Nr. 31).
6.1.3. Frühneuhochdeutsche Diphthongierung und Monoph-
thongierung (Ruth Kunz)
Im Untersuchungsraum wurden die frühneuhochdeutsche Diphthongierung
und die frühneuhochdeutsche (mitteldeutsche) Monophthongierung weitge¬
hend durchgefuhrt.4N<l „Saarbrücken hat die östliche Form der Diphthongie¬
rung, es gehört um 1500 schon in den pfälzischen Sprachzusammenhang“,
während es noch im beginnenden 16. Jahrhundert Trierer Urkunden gibt, die
keine Diphthongierung zeigen (Will 1932, 72-76, das Zitat 74).4Xi Im südlich
478 Vgl. dazu Jungandreas 1979, § 95; AhdGr § 139 Anm. 7; Buchmüller-Pfaff
1990, 183 und 650ff.; vgl. auch die Karte 63 Luft (lucht westlich von Trier) im
Deutschen Sprachatlas; Schützeichel 1955; Ders. 1976, 200ff. Frings 1961, 387
denkt eher an einen zentralen Vorgang „im nordwestlichen Westgermanisch, auf
der Mitte zwischen niederländischer Küste und Weser“.
479 Diese Erscheinung würde also vom Fränkischen ausgehen: die politische Macht und
die territoriale Expansion der Franken würden also in soziolinguistischer Perspekti¬
ve die außersprachlichen Grundlagen für die charakteristische Ausbreitung dieses
Phänomens bilden. - Vgl. dazu auch Haubrichs/Pfister 2008, 253.
480 Zur historischen Entwicklung und zum gegenwärtigen Zustand in den deutschen
Dialekten vgl. Wiesinger 1983a. - Die neuhochdeutsche Diphthongierung im Mo¬
selfränkischen beschreibt Wiesinger 2008; vgl. dort auch Karte 2 (S. 78) zur Aus¬
breitung der neuhochdeutschen Diphthongierung.
481 Im Werk der Elisabeth von Nassau-Saarbrücken (gest. 1456), die französische Hel¬
denepen (chansons de geste) in deutsche Prosa übertragen hat, ist die Diphthongie¬
rung noch nicht durchgeführt, vgl. die folgenden Belege aus Huge Scheppel, Elisa¬
beths Übersetzung der chanson de geste Hugues Capet: franckrich ,Frankreich',
.s7/7//handschriftlich strijt .Streit', huß ,Haus‘, cluse .Klause', üch .euch', litt .Leu¬
te'. Vgl. Jan-Dirk Müller: Romane des 15. und 16. Jahrhunderts. Nach den Erst¬
drucken mit sämtlichen Holzschnitten (Bibliothek der frühen Neuzeit; 1), Frankfurt
1990, 177-339; Der Huge Scheppel der Gräfin Elisabeth von Nassau-Saarbrücken.
Nach der Handschrift der Hamburger Stadtbibliothek mit einer Einleitung von
Hermann Urtel. Nachdruck der Ausgabe Hamburg 1905 mit einer Einführung von
Wolfgang Haubrichs (Saarbrücker Wiederdrucke; 1), Saarbrücken 2007. Vgl. auch
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