Luxemburg und Lothringen reichte, kommt auch in Flurnamen und Appellati¬
ven des Saar-Mosel-Raums vor. Der Lautwandel /ft/ > /xt/ reichte einst bis ins
mittlere Saarland; diese Erscheinung hat sich bis in den Saarbrücker Raum
ausgedehnt (Bauer 1957, 267f. und Kartenbeilage 4; SC'HORR 2000, 45 und
Anm. 73 sowie Karte 13), wie am Beispiel des Flurnamens Gracht, Gracht,
Grat deutlich wird. Das Wort zeigt mit der Variante Grät den für das Mosel¬
fränkische charakteristischen Ausfall des /x/ vor r,4 1 eine mittelfränkische Er¬
scheinung, die zu „den kölnisch-trierischen Bindungen des 1. Jahrtausends“
gehört, später jedoch unter dem Einfluss der Hochsprache stark zurückge¬
drängt wurde,471 472 * sowie Ersatzdehnung des Vokals.
Wie oben erwähnt bewahren die Mundarten der niederländischen Küsten¬
landschatt /ft/.4 ’ MOERMAN 1956, 75f. bietet eine Übersicht der mit mnl.
gracht, graft f. ,Graben; KanaL gebildeten Flurnamen in den Niederlanden,
wobei die älteren Belege grundsätzlich die Variante mit /ff/ aufweisen. Außer¬
halb des Kontinents werden Namen für England genannt, die auf aengl. gräfa,
gracht f. ,Graben4 zurückzuführen sind.
Die ostfriesischen Mundarten weisen Formen sowohl mit /ft/ als auch mit
/xt/ auf.4 4 ebenso die schleswig-holsteinische Sprachlandschaft,4° das nieder¬
sächsische Gebiet und die hamburgische Gegend.
Interessante Aufschlüsse über diesen Lautwandel - von vordt. pt über /ft/
zu /xt/476 * - gibt SCHÜTZEICHEL 1955, 275: Aufgrund ältester schriftlicher Na¬
menzeugnisse - vgl. den Ortsnamen Echternach < -ft- < Epternacum (8. Jahr¬
hundert)4 7 - ist der Lautwandel vor allem im trierisch-luxemburgischen und
471 Vgl. zu den Verhältnissen im mittleren Saarland Ramge 1982, 23-28 (am Beispiel
von [na:t] ,Nacht‘ und [geda:t] .gedacht4).
47: Aubin/Frings/Müller 1926/1966, 166.
4 ’ Vgl. Hermann Jellinghaus: Die niederländischen Volksmundarten. Nach den Auf¬
zeichnungen der Niederländer, Norden/Leipzig 1892, 102f. Vgl. auch Schönfeld
1950, 67, 141, 161 und 166. Zum Lautwandel vgl. MndGr § 296. Eine Übersicht
über den Lautwandel am Mittelrhein bietet Schützeichel 1955.
474 Vgl. Gildemacher 1993,265-270.
4 3 Zu Flurnamen vgl. Clausen 1988, 43.
476 Über die Ursprünge dieses Lautwandels ist sich die Forschung nicht einig: Das Auf¬
treten von /xt/ für /ft/ im Niederländischen hatte einst Ascoli dazu gebracht, ans
Keltische zu denken (Graziadio Isaia Ascoli: Sprachwissenschaftliche Briefe,
Leipzig 1887, 22f.). Theodor Frings in seiner Geschichte der deutschen Sprache
geht von einem „belgisch-keltischen“ Substrat aus (Theodor Frings: Grundlegung
einer Geschichte der deutschen Sprache, 2. Auflage, Halle a. d. Saale 1950, 40),
was sehr zweifelhaft scheint, da das Galloromanische den Lautwandel nicht kennt,
so Schützeichel 1955; Ders. 1976, 200ff.
4 Buchmüller-Peaff 1990, 183 und 650ff.
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